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Von gesetzlicher zu privater Krankenkasse

So funktioniert der nahtlose Wechsel

Lesedauer: 12 Minuten
Autor: Ella Rohrhirsch
Erstellt: 28.9.2023

Die Entscheidung, von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur privaten Krankenversicherung (PKV) zu wechseln, ist eine wichtige und individuelle Wahl. Ein nahtloser Übergang ist möglich, aber es gibt bestimmte Voraussetzungen und Schritte, die beachtet werden müssen. In diesem Artikel erfahren Sie, wer sich privat versichern kann, welche Gründe für einen Wechsel sprechen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, wie der Ablauf des Wechsels aussieht, und wir geben Tipps und Empfehlungen für einen reibungslosen Übergang.

1. Wer kann sich privat versichern?

Die private Krankenversicherung (PKV) steht in Deutschland bestimmten Personengruppen offen, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Es ist wichtig zu verstehen, wer sich privat versichern kann:

  • Selbstständige und Freiberufler: Selbstständige und Freiberufler haben die Freiheit, sich unabhängig von ihrem Einkommen privat zu versichern. Dies ermöglicht ihnen, ihre Versicherungspolicen an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen und flexibel zu gestalten. Diese Gruppe profitiert oft von den Vorteilen der PKV, da sie keine Einkommensgrenzen beachten müssen.
  • Beamte und Beamtinnen: Beamte haben die Möglichkeit, sich privat zu versichern. Für sie kann die PKV attraktiv sein, da sie oft von speziellen Beamten-Tarifen und vergünstigten Konditionen profitieren können. Dies ermöglicht eine maßgeschneiderte Absicherung, die den Bedürfnissen von Beamten gerecht wird.
  • Arbeitnehmer mit einem Einkommen über der Versicherungspflichtgrenze: Personen, die ein Bruttoeinkommen über der Versicherungspflichtgrenze verdienen (im Jahr 2021: 64.350 Euro), haben das Recht, sich privat zu versichern. Sie können von den individuellen Tarifen und Zusatzleistungen der PKV profitieren, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen.
  • Studierende und Auszubildende: Studierende und Auszubildende haben die Wahl, sich gesetzlich oder privat zu versichern. In der Regel sind sie bis zu einem bestimmten Alter über ihre Eltern in der GKV familienversichert. Wenn sie bestimmte Einkommensgrenzen überschreiten oder die Altersgrenze erreichen, können sie sich jedoch auch privat versichern.

2. Gründe für einen Wechsel zur privaten Krankenversicherung

Der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur privaten Krankenversicherung (PKV) ist eine individuelle Entscheidung, die von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann. Hier sind einige häufige Gründe, die Personen dazu motivieren, diesen Schritt zu erwägen:

Einkommenshöhe

Ein entscheidender Faktor für den Wechsel in die PKV ist das Einkommen. Personen mit einem Bruttoeinkommen über der Versicherungspflichtgrenze, die im Jahr 2021 bei 64.350 Euro liegt, haben die Möglichkeit, sich privat zu versichern. Da die Beiträge in der GKV einkommensabhängig sind, kann die PKV für Gutverdiener oft kostengünstiger sein. Dies ermöglicht es ihnen, von besseren Leistungen und mehr Flexibilität in der Krankenversicherung zu profitieren.

Berufliche Selbstständigkeit

Selbstständige und Freiberufler haben die Freiheit, sich unabhängig von ihrem Einkommen privat zu versichern. Dies bietet den Vorteil, dass sie ihre Versicherungspolicen an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen können. Selbstständige haben oft unregelmäßige Einkommen, daher ermöglicht die PKV die Flexibilität, die Beiträge an die finanzielle Situation anzupassen. Sie können Tarife wählen, die ihren beruflichen Anforderungen gerecht werden, was in der GKV nicht immer möglich ist.

Individualität der Versorgung

Die PKV bietet oft eine breitere Palette von Leistungen und Zusatzversicherungen an, die es den Versicherungsnehmern ermöglichen, ihre Versorgung nach ihren eigenen Bedürfnissen anzupassen. Dies ist besonders wichtig, wenn man spezielle Gesundheitsanforderungen hat oder bestimmte medizinische Leistungen bevorzugt. In der GKV sind die Leistungen standardisiert und es gibt weniger Spielraum für individuelle Anpassungen.

Familienplanung

Für Familien kann die PKV unter bestimmten Umständen kostengünstiger sein als die GKV. Insbesondere kinderlose Paare können von den Vorteilen der PKV profitieren. Sie zahlen für jedes Familienmitglied separate Beiträge, was bedeuten kann, dass sie weniger zahlen als in der GKV, in der die Beiträge nach Familieneinkommen berechnet werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Wechsel in die PKV gut durchdacht sein sollte, da er langfristige finanzielle Verpflichtungen mit sich bringt. Personen sollten ihre individuellen Bedürfnisse, ihre finanzielle Situation und die langfristigen Auswirkungen eines Wechsels sorgfältig abwägen. Eine gründliche Recherche und gegebenenfalls die Beratung eines Versicherungsexperten können bei dieser wichtigen Entscheidung hilfreich sein.

3. Voraussetzungen für den Wechsel

Der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur privaten Krankenversicherung (PKV) erfordert die Erfüllung bestimmter Voraussetzungen und das Einhalten bestimmter Regelungen. Es ist wichtig, diese im Detail zu verstehen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

3.1 Einkommensgrenzen

Eine der grundlegenden Voraussetzungen für den Wechsel zur PKV ist das Erreichen der Versicherungspflichtgrenze. Im Jahr 2021 lag diese Einkommensgrenze bei 64.350 Euro brutto pro Jahr. Das bedeutet, dass Arbeitnehmer, die ein höheres Bruttoeinkommen erzielen, die Möglichkeit haben, sich privat zu versichern. Selbstständige und Freiberufler können sich unabhängig von ihrem Einkommen privat versichern.

3.2 Wartezeiten

In der PKV können Wartezeiten für bestimmte Leistungen und Vorerkrankungen gelten. Das bedeutet, dass es eine gewisse Wartezeit geben kann, bevor bestimmte medizinische Leistungen oder Behandlungen von der PKV übernommen werden. Es ist wichtig, diese Wartezeiten zu berücksichtigen, da sie je nach Versicherungsgesellschaft variieren können. Einige Wartezeiten können durch den Abschluss von Zusatzversicherungen reduziert oder vermieden werden.

3.3 Kündigungsfristen in der gesetzlichen Krankenkasse

Vor dem Wechsel zur PKV muss die Mitgliedschaft in der GKV ordnungsgemäß gekündigt werden. Die Kündigungsfristen sind gesetzlich festgelegt und müssen eingehalten werden. In der Regel beträgt die Kündigungsfrist zwei Monate zum Ende des Kalendermonats. Es ist wichtig, diese Fristen einzuhalten, um eine nahtlose Abwicklung des Wechsels sicherzustellen und doppelte Beitragszahlungen zu vermeiden.

Es ist ratsam, sich frühzeitig über die Kündigungsfristen bei der GKV zu informieren und den Wechsel gut zu planen. Die Einhaltung dieser Fristen und Voraussetzungen ist entscheidend, um unerwünschte Probleme oder Unterbrechungen in der Krankenversicherung zu vermeiden. Vor dem Wechsel ist es empfehlenswert, sich umfassend beraten zu lassen und sicherzustellen, dass alle notwendigen Schritte ordnungsgemäß durchgeführt werden.

4. Ablauf des Wechsels

Der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur privaten Krankenversicherung (PKV) ist ein strukturierter Prozess, der einige Schritte erfordert. Es folgt ein genauerer Blick auf den Ablauf des Wechsels.

4.1 Antragstellung

Der Wechsel zur PKV beginnt mit der Antragstellung bei der gewünschten privaten Krankenversicherungsgesellschaft. In diesem Antrag müssen persönliche Informationen angegeben werden, einschließlich des Namens, Geburtsdatums, der Anschrift und anderer relevanter Angaben. Darüber hinaus muss der gewünschte Tarif und die gewünschten Leistungen ausgewählt werden.

Es ist wichtig, den Antrag sorgfältig auszufüllen und sicherzustellen, dass alle Informationen korrekt und vollständig sind, da Fehler oder unvollständige Angaben zu Verzögerungen oder Ablehnungen führen können.

4.2 Gesundheitsprüfung

Nach Einreichung des Antrags erfolgt in der Regel eine Gesundheitsprüfung. Diese Prüfung dient dazu, den Gesundheitszustand und mögliche Vorerkrankungen zu bewerten. Die Ergebnisse dieser Prüfung können sich auf den Beitrag und die Versicherungsbedingungen auswirken.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Gesundheitsprüfung in der PKV gründlicher ist als in der GKV. Bestehende Vorerkrankungen oder Gesundheitsprobleme können zu Risikozuschlägen führen oder in einigen Fällen sogar zu Ausschlüssen bestimmter Leistungen.

4.3 Tarifwahl

Nach der Gesundheitsprüfung besteht die Möglichkeit, den passenden Tarif auszuwählen. Die PKV bietet eine breite Palette von Tarifen und Zusatzleistungen an, die es ermöglichen, die Krankenversicherungspolice nach den individuellen Bedürfnissen anzupassen. Dies beinhaltet die Auswahl von Leistungen wie Zahnersatz, Heilpraktikerbehandlungen, Chefarztbehandlung und mehr.

Die Tarifwahl sollte gut durchdacht sein, da sie die Deckung Ihrer medizinischen Kosten maßgeblich beeinflusst. Es ist ratsam, sich von einem Versicherungsexperten beraten zu lassen, um sicherzustellen, dass du den für deine Bedürfnisse optimalen Tarif auswählst.

4.4 Kündigung der gesetzlichen Krankenkasse

Erst nach Annahme des Antrags durch die PKV solltest die Mitgliedschaft in deiner gesetzlichen Krankenkasse ordnungsgemäß kündigen. Hierbei sind die jeweiligen Kündigungsfristen zu beachten. In der Regel beträgt die Kündigungsfrist zwei Monate zum Ende des Kalendermonats.

Es ist wichtig, die Kündigung fristgerecht durchzuführen, um doppelte Beitragszahlungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass der Wechsel in die PKV nahtlos erfolgt.

Der Ablauf des Wechsels erfordert sorgfältige Planung und Beachtung der Formalitäten. Ein Versicherungsberater oder -makler kann bei jedem Schritt des Prozesses helfen und sicherstellen, dass du die bestmögliche Deckung erhältst. Es ist auch ratsam, sich frühzeitig über die individuellen Bedingungen und Anforderungen der Wunsch-PKV-Gesellschaft zu informieren.

5. Tipps und Empfehlungen für den Wechsel

Der Wechsel von der gesetzlichen zur privaten Krankenversicherung ist eine bedeutende Entscheidung, die gut überlegt sein sollte. Hier sind einige wichtige Tipps und Empfehlungen, die bei diesem Prozess hilfreich sein können:

Vor dem Wechsel gründlich informieren

  • Informiere dich ausführlich über die Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung.
  • Berücksichtige individuelle Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten bei der Entscheidung für einen Wechsel.

Konsultiere einen unabhängigen Versicherungsberater

  • Ein unabhängiger Versicherungsberater kann dabei helfen, den richtigen Tarif und Versicherer auszuwählen, der am besten zu deinen Bedürfnissen passt.
  • Du kannst von Expertenrat profitieren, der dir bei der Entscheidungsfindung und der Vermeidung von kostspieligen Fehlern hilft.

Gesundheitsprüfung korrekt ausfüllen

  • Die Gesundheitsprüfung ist ein entscheidender Schritt im Wechselprozess. Fülle sie ehrlich und sorgfältig aus.
  • Vermeiden es, wichtige Gesundheitsinformationen zu verschweigen oder falsche Angaben zu machen, da dies später zu Problemen führen kann.

Beachte die finanziellen Aspekte

  • Stelle sicher, dass du die finanzielle Belastung durch die private Krankenversicherung langfristig tragen kannst, da die Beiträge in der Regel steigen, wenn du älter wirst.
  • Prüfe, ob du Anspruch auf staatliche Zuschüsse oder Beihilfen hast, um die Kosten zu reduzieren.

Plane den Wechsel rechtzeitig

  • Beginne den Wechselprozess frühzeitig, da er Zeit in Anspruch nehmen kann, insbesondere wenn eine Gesundheitsprüfung erforderlich ist.
  • Achte darauf, die Kündigungsfristen deiner gesetzlichen Krankenkasse einzuhalten, um eine lückenlose Versorgung sicherzustellen.

Vergleiche Tarife und Versicherer

  • Nimm dir Zeit, um verschiedene Tarife und Versicherungsgesellschaften zu vergleichen. Die Leistungen und Kosten können erheblich variieren.
  • Berücksichtige nicht nur den monatlichen Beitrag, sondern auch die Deckungsumfänge, Selbstbeteiligungen und Zusatzleistungen.

Langfristige Planung und Flexibilität

  • Denke langfristig und berücksichtige zukünftige Lebensumstände. Deine Bedürfnisse und finanzielle Situation können sich im Laufe der Zeit ändern.
  • Stelle sicher, dass der gewählte Tarif und Versicherer dir genügend Flexibilität bieten, um Anpassungen vorzunehmen, wenn sich deine Bedürfnisse ändern.

Hole mehrere Angebote ein

  • Fordere Angebote von verschiedenen privaten Krankenversicherungsgesellschaften an, um einen besseren Überblick über die verfügbaren Optionen zu erhalten.
  • Vergleiche nicht nur die Preise, sondern auch die Servicequalität und den Ruf der Versicherer.

6. Fazit

Der Wechsel von der gesetzlichen zur privaten Krankenversicherung ist ein wichtiger Schritt, der gut durchdacht sein sollte. Er bietet Vorteile wie individuelle Versorgung und Flexibilität, ist jedoch an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Eine gründliche Recherche und Beratung sind entscheidend, um die beste Entscheidung für die persönliche Situation zu treffen.

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