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Sturzprophylaxe

Risiken und Maßnahmen zur Vermeidung von Stürzen

Lesedauer: 23 Minuten
Autor: Ella Rohrhirsch
Erstellt: 25.5.2023

Stürze stellen insbesondere für ältere und pflegebedürftige Menschen ein erhebliches Risiko dar und können zu schwerwiegenden Verletzungen und Komplikationen führen. Um Stürzen vorzubeugen und die Sicherheit dieser Menschen zu gewährleisten, ist eine gezielte Sturzprophylaxe von großer Bedeutung. Dieser Artikel gibt einen umfangreichen Überblick über die Grundlagen der Sturzprophylaxe, die Risikoeinschätzung und -management, Maßnahmen zur Risikoreduktion und Sturzprävention, die Rolle von körperlicher Aktivität und Muskelaufbau, das Medikamenten- und Gesundheitsmanagement sowie die psychologischen Aspekte der Sturzprophylaxe.

1. Grundlagen der Sturzprophylaxe

1.1 Definition von Stürzen

Stürze sind ein bedeutendes Gesundheitsproblem, insbesondere bei älteren und pflegebedürftigen Menschen. Ein Sturz wird definiert als unbeabsichtigtes Ereignis, bei dem eine Person zu Boden fällt oder auf eine tiefere Ebene stürzt, ohne dass äußere Einflüsse wie Verletzungen oder Ohnmacht vorliegen. Stürze können sowohl im häuslichen Umfeld als auch in Pflegeeinrichtungen auftreten und stellen ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar.

1.2 Sturzrisiken

Verschiedene Faktoren erhöhen das Risiko von Stürzen bei älteren und pflegebedürftigen Menschen. Diese Risikofaktoren können in extrinsische (äußere) und intrinsische (innere) Faktoren unterteilt werden.

Extrinsische Risikofaktoren umfassen beispielsweise unzureichende Beleuchtung, fehlende Handläufe oder unsichere Bodenbeläge. Hindernisse im Wohnbereich oder auf Gehwegen können ebenfalls zu Stürzen führen. Des Weiteren können Medikamente, insbesondere solche mit sedierender Wirkung, das Sturzrisiko erhöhen.

Intrinsische Risikofaktoren beziehen sich auf individuelle Merkmale und körperliche Veränderungen im Alterungsprozess. Hierzu gehören Muskel- und Gelenkschwäche, Gleichgewichtsstörungen, Seh- und Hörbeeinträchtigungen sowie kognitive Einschränkungen. Chronische Erkrankungen wie Arthritis, Osteoporose und neurologische Erkrankungen können ebenfalls das Sturzrisiko erhöhen.

1.3 Ursachen und Risikofaktoren für Stürze bei älteren und pflegebedürftigen Menschen

Bei älteren und pflegebedürftigen Menschen spielen mehrere Ursachen und Risikofaktoren eine Rolle, die das Sturzrisiko erhöhen können.

  • Muskel- und Gelenkschwäche: Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem natürlichen Abbau der Muskelmasse und -kraft. Dies führt zu einer Beeinträchtigung der Balance und einer erhöhten Sturzgefahr. Gleichzeitig können Gelenkerkrankungen wie Arthritis die Mobilität beeinträchtigen und das Risiko von Stürzen erhöhen.
  • Gleichgewichtsstörungen: Das Gleichgewichtssystem im Körper kann mit zunehmendem Alter beeinträchtigt sein, was zu Gleichgewichtsstörungen führen kann. Dies kann dazu führen, dass ältere Menschen schneller das Gleichgewicht verlieren und stürzen.
  • Seh- und Hörbeeinträchtigungen: Eine schlechte Seh- oder Hörleistung kann das Sturzrisiko erhöhen, da visuelle und auditive Informationen für die Orientierung und das Gleichgewicht wichtig sind. Wenn ältere Menschen beispielsweise Hindernisse oder Unebenheiten im Boden nicht richtig wahrnehmen, steigt die Wahrscheinlichkeit von Stürzen.
  • Medikamenteneinfluss: Bestimmte Medikamente, insbesondere solche mit sedierender Wirkung, können das Sturzrisiko erhöhen, da sie Schläfrigkeit, Schwindel und Muskelschwäche verursachen können. Ältere Menschen nehmen oft mehrere Medikamente ein, was das Risiko von Nebenwirkungen und Wechselwirkungen erhöhen kann.
  • Umgebungsfaktoren: Unsichere Umgebungsbedingungen können zu Stürzen führen. Beispielsweise können schlecht beleuchtete Bereiche, unebene Böden, fehlende Handläufe oder Hindernisse im Wohnbereich das Sturzrisiko erhöhen.
  • Chronische Erkrankungen: Verschiedene chronische Erkrankungen wie Osteoporose, Parkinson-Krankheit oder Schlaganfall können das Sturzrisiko erhöhen. Die Auswirkungen dieser Erkrankungen auf die Muskelkraft, Beweglichkeit oder Koordination können das Gleichgewicht und die Stabilität beeinträchtigen.

2. Risikoeinschätzung und -management

Die Risikoeinschätzung und das Risikomanagement spielen eine zentrale Rolle in der Sturzprophylaxe bei pflegebedürftigen Personen. Um Stürze zu verhindern oder zu reduzieren, ist es wichtig, die individuellen Sturzrisiken zu identifizieren, zu bewerten und zu dokumentieren.

2.1 Identifizierung von Sturzrisiken bei pflegebedürftigen Personen

Anamnese und Sturzgeschichte

Die Anamneseerhebung ist ein wichtiger erster Schritt bei der Identifizierung von Sturzrisiken. Durch die Befragung der pflegebedürftigen Person und gegebenenfalls auch ihrer Angehörigen können relevante Informationen über frühere Stürze, die Umstände der Stürze und eventuelle Verletzungen gewonnen werden. Eine detaillierte Sturzgeschichte kann dabei helfen, mögliche Risikofaktoren zu erkennen.

Körperliche Untersuchung

Eine gründliche körperliche Untersuchung kann helfen, potenzielle Sturzrisiken zu identifizieren. Hierbei werden unter anderem die Muskelkraft, das Gleichgewicht, die Gehfähigkeit und die Sinnesfunktionen wie Seh- und Hörvermögen überprüft. Eine Bewertung der Mobilität und des funktionellen Status der pflegebedürftigen Person ist ebenfalls wichtig, um mögliche Einschränkungen zu erkennen.

Medikamentenevaluierung

Die Bewertung der eingenommenen Medikamente ist ein wichtiger Aspekt bei der Identifizierung von Sturzrisiken. Bestimmte Medikamente können Schläfrigkeit, Schwindel oder Muskelschwäche verursachen und somit das Sturzrisiko erhöhen. Es ist wichtig, die Medikamentenliste der pflegebedürftigen Person zu überprüfen und gegebenenfalls Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten, um mögliche Risiken zu reduzieren.

Umgebungsanalyse

Die Analyse der Umgebung, in der die pflegebedürftige Person lebt oder sich häufig aufhält, ist ein wesentlicher Bestandteil der Risikoeinschätzung. Hierbei werden Faktoren wie die Beleuchtung, Bodenbeläge, Hindernisse, Treppen, Handläufe und Hilfsmittel untersucht. Eine sichere und barrierefreie Umgebung kann dazu beitragen, Stürze zu vermeiden. Hier erfährst du, wie du eine bezuschusste Wohnraumanpassung beantragen kannst.

2.2 Bewertung und Dokumentation von Sturzrisiken

Die Bewertung und Dokumentation von Sturzrisiken ermöglicht eine gezielte Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Risikoreduktion. Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Bewertung ist erforderlich, um auf Veränderungen in der Situation der älteren und pflegebedürftigen Person reagieren zu können.

Sturzrisikoskalen

Zur Bewertung von Sturzrisiken werden häufig standardisierte Sturzrisikoskalen verwendet. Diese Skalen berücksichtigen verschiedene Risikofaktoren und ermöglichen eine systematische Einschätzung des individuellen Sturzrisikos. Beispiele für solche Skalen sind die Morse-Skala, die STRATIFY-Skala oder die Hendrich-Falls-Risiko-Skala. Die Ergebnisse der Risikobewertung können dazu dienen, geeignete Maßnahmen zur Sturzprävention zu planen.

Dokumentation von Sturzrisiken

Die Dokumentation der ermittelten Sturzrisiken ist ein wichtiger Schritt im Risikomanagement. Hierbei werden die Ergebnisse der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Medikamentenevaluierung und Umgebungsanalyse festgehalten. Es ist wichtig, dass diese Informationen für das Pflegepersonal, Ärzte und andere beteiligte Fachkräfte zugänglich und aktuell sind. Die Dokumentation ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung der Sturzrisiken und die Anpassung der Pflegemaßnahmen bei Bedarf.

Entwicklung eines individuellen Sturzpräventionsplans

Auf Basis der identifizierten Sturzrisiken und der Bewertungsergebnisse kann ein individueller Sturzpräventionsplan erstellt werden. Dieser Plan umfasst geeignete Maßnahmen zur Sturzprophylaxe, wie beispielsweise Kraft- und Balanceübungen, Anpassung der Medikation, Optimierung der Umgebung, Einsatz von Hilfsmitteln und regelmäßige Überprüfung des Sturzrisikos. Der Präventionsplan sollte individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person abgestimmt sein.

3. Maßnahmen zur Risikoreduktion und Sturzprävention

3.1 Gestaltung eines sicheren und sturzfreien Wohnumfelds

Eine wichtige Maßnahme zur Risikoreduktion ist die Gestaltung eines sicheren und sturzfreien Wohnumfelds.

  • Beleuchtung: Eine ausreichende Beleuchtung in allen Wohnbereichen ist wichtig, um Stolperfallen und Hindernisse zu erkennen. Es sollten helle und gut platzierte Lichtquellen vorhanden sein, insbesondere in Fluren, Treppenhäusern und Badezimmern. Der Einsatz von Bewegungsmeldern kann zusätzlich zur Sicherheit beitragen.
  • Bodenbeläge: Rutschfeste Bodenbeläge sind essentiell, um das Sturzrisiko zu reduzieren. Teppiche sollten gut fixiert sein und keine Stolperkanten aufweisen. Glänzende oder glatte Oberflächen sollten vermieden werden. Für Nassbereiche wie Badezimmer und Küche sollten rutschfeste Bodenbeläge verwendet werden.
  • Möbel und Hindernisse: Möbel sollten so angeordnet sein, dass ausreichend Platz zum sicheren Bewegen vorhanden ist. Hindernisse wie lose Kabel, herumliegende Gegenstände oder herunterhängende Vorhänge sollten entfernt oder beseitigt werden, um das Sturzrisiko zu minimieren.
  • Handläufe und Haltegriffe: Das Anbringen von Handläufen entlang von Treppen, Fluren und in der Nähe von Sanitärbereichen ist wichtig, um die Stabilität und Sicherheit beim Gehen zu gewährleisten. Haltegriffe in Duschen und Badewannen unterstützen die pflegebedürftigen Personen beim Ein- und Aussteigen.

3.2 Hilfsmittel zur Unterstützung der Mobilität und Sturzvermeidung

Gehhilfen

Gehhilfen wie Gehstöcke, Unterarmgehstützen und Rollatoren sind häufig verwendete Hilfsmittel, um älteren Menschen bei der Fortbewegung zu helfen und ihre Balance zu verbessern. Diese Hilfsmittel bieten Stabilität, ermöglichen ein sicheres Gehen und reduzieren das Risiko von Stürzen. Sie werden individuell angepasst und entsprechend den Bedürfnissen und Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person ausgewählt.

Rollstühle

Rollstühle sind eine wichtige Unterstützung für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Sie ermöglichen es den Nutzern, sich eigenständig fortzubewegen oder von einer Pflegeperson geschoben zu werden. Rollstühle gibt es in verschiedenen Ausführungen, von manuellen Rollstühlen bis hin zu elektrisch angetriebenen Modellen. Sie bieten Mobilität und Unabhängigkeit für Menschen, die nicht oder nur eingeschränkt gehen können.

Treppenlifte und Aufzüge

Treppenlifte und Aufzüge sind hilfreiche Hilfsmittel, um Hindernisse wie Treppen zu überwinden und die Zugänglichkeit in mehrstöckigen Gebäuden zu verbessern. Sie ermöglichen älteren Menschen oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, sich sicher und bequem zwischen verschiedenen Etagen zu bewegen, ohne das Risiko von Stürzen auf Treppen zu haben.

Sturzalarme und Notrufsysteme

Sturzalarme und Notrufsysteme sind wichtige Hilfsmittel, um im Falle eines Sturzes schnell Hilfe herbeirufen zu können. Diese Systeme können als Armbänder, Halsketten oder tragbare Geräte getragen werden und ermöglichen es den Nutzern, im Notfall auf Knopfdruck einen Alarm auszulösen und Hilfe anzufordern. Dies gibt älteren Menschen ein Gefühl der Sicherheit und bietet schnelle Unterstützung in Notsituationen. Beantrage HIER direkt dein kostenfreies Hausnotrufsystem, um für den Notfall abgesichert zu sein.

Sitz- und Haltegriffe

Sitz- und Haltegriffe sind Hilfsmittel, die in Badezimmern, Duschen oder anderen Bereichen angebracht werden können, um Stabilität und Unterstützung beim Hinsetzen, Aufstehen oder Bewegen zu bieten. Sie helfen älteren Menschen, ihr Gleichgewicht zu halten und das Sturzrisiko zu verringern.

Schuhe mit rutschfesten Sohlen

Das Tragen von Schuhen mit rutschfesten Sohlen ist wichtig, um die Standfestigkeit und Stabilität zu verbessern. Es sollten Schuhe mit gutem Halt und angemessener Passform getragen werden, um das Sturzrisiko zu verringern.

3.3 Barrierefreiheit und rutschfesten Oberflächen

Barrierefreiheit und rutschfeste Oberflächen spielen eine entscheidende Rolle bei der Sturzprophylaxe und der Sicherheit von älteren und pflegebedürftigen Menschen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Hindernisse zu reduzieren und das Sturzrisiko in verschiedenen Umgebungen zu minimieren.

Barrierefreiheit

Barrierefreiheit bezieht sich auf die Gestaltung von Umgebungen, die für Menschen mit unterschiedlichen Mobilitäts- und Einschränkungsgraden zugänglich sind. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Sturzprophylaxe, da sie pflegebedürftigen Personen die Möglichkeit gibt, sich sicher und selbstständig zu bewegen. Ein barrierefreies Wohnumfeld, öffentliche Gebäude und Freiflächen ermöglichen es älteren Menschen, Hindernisse zu umgehen, ohne dabei ihr Gleichgewicht oder ihre Mobilität zu gefährden.

Einige wichtige Aspekte der Barrierefreiheit sind:

  • Breite Türen und Durchgänge: Breite Türen und Durchgänge erleichtern die Bewegung von Rollstühlen, Rollatoren oder Gehhilfen. Sie bieten ausreichend Platz, um sicher und ohne Stolperfallen durchzukommen.
  • Rampen anstatt Treppen: Rampen ermöglichen einen barrierefreien Zugang zu Gebäuden oder Etagen, insbesondere für Personen mit eingeschränkter Mobilität. Sie ersetzen steile Treppen und erleichtern das Auf- und Absteigen.
  • Ebenerdige Zugänge: Das Fehlen von Stufen oder Schwellen an Eingängen erleichtert das Betreten und Verlassen von Räumen. Dadurch wird das Stolper- und Sturzrisiko erheblich reduziert.
  • Ausreichend Platz und Bewegungsfreiheit: Die Verfügbarkeit von ausreichend Platz in Räumen ermöglicht es pflegebedürftigen Personen, sich frei zu bewegen, ohne an Möbeln oder anderen Hindernissen hängen zu bleiben.

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Rutschfeste Oberflächen

Rutschfeste Oberflächen sind von entscheidender Bedeutung, um das Sturzrisiko in Umgebungen wie Badezimmern, Küchen oder Außenbereichen zu verringern. Durch den Einsatz rutschfester Materialien und Beschichtungen wird die Traktion verbessert und das Ausrutschen auf nassen oder glatten Oberflächen verhindert. Dies ist besonders wichtig, da nasse Böden zu den häufigsten Ursachen von Stürzen gehören.

Einige Maßnahmen zur Gewährleistung rutschfester Oberflächen sind:

  • Rutschfeste Matten und Beläge: In Bereichen wie Duschen, Badewannen und Badezimmern sollten rutschfeste Matten oder Beläge verwendet werden, um einen sicheren Stand und sicheren Halt zu gewährleisten.
  • Antirutsch-Beschichtungen: Rutschfeste Beschichtungen können auf verschiedenen Oberflächen wie Fliesen, Treppenstufen oder Gehwegen angebracht werden, um die Reibung zu erhöhen und die Rutschgefahr zu reduzieren.
  • Auswahl von Materialien: Bei der Auswahl von Bodenbelägen sollten rutschfeste Materialien bevorzugt werden, die eine gute Haftung und Traktion bieten. Diese Materialien sollten leicht zu reinigen sein und auch bei Nässe rutschfest bleiben.

Die Kombination von Barrierefreiheit und rutschfesten Oberflächen schafft eine Umgebung, die das Sturzrisiko minimiert und die Sicherheit älterer und pflegebedürftiger Menschen gewährleistet. Durch die Schaffung eines barrierefreien und sturzfreien Wohnumfelds sowie die Verwendung rutschfester Oberflächen in kritischen Bereichen können Stürze vermieden werden. Es ist wichtig, diese Maßnahmen regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, um eine optimale Sturzprävention zu gewährleisten und das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Personen zu verbessern.

4. Körperliche Aktivität und Muskelaufbau

4.1 Bedeutung von Bewegung und körperlicher Aktivität für die Sturzprävention

Bewegung und körperliche Aktivität spielen eine zentrale Rolle bei der Sturzprophylaxe. Durch regelmäßige Bewegung werden Muskelkraft, Gleichgewicht und Koordination verbessert, was dazu beiträgt, das Sturzrisiko zu reduzieren. Körperliche Aktivität hat positive Auswirkungen auf die Mobilität, die Stabilität und die allgemeine körperliche Verfassung älterer und pflegebedürftiger Menschen.

4.2 Übungen zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung des Gleichgewichts

Hier sind einige Beispiele für Übungen zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung des Gleichgewichts:

  • Einbeinstand: Stehe auf einem Bein und versuche, das Gleichgewicht zu halten. Halte dich bei Bedarf an einer Wand oder einem Stuhl fest. Halte die Position für 30 Sekunden bis zu einer Minute und wechsle dann das Bein.
  • Fersen-Zehen-Gang: Gehe langsam vorwärts und hebe dabei die Fersen an, sodass du nur auf den Zehen gehst. Mache etwa 10 Schritte auf diese Weise und kehre dann zur Ausgangsposition zurück.
  • Kniebeugen: Stehe mit den Füßen schulterbreit auseinander. Beuge langsam die Knie und senke das Gesäß, als ob du dich setzen möchtest. Halte den Rücken gerade und achte darauf, dass die Knie nicht über die Zehenspitzen hinausragen. Drücke dich dann langsam wieder nach oben und wiederhole die Übung 10-15 Mal.
  • Hackenschritte: Stehe gerade und hebe den rechten Fuß nach hinten, so dass die Ferse in Richtung des Gesäßes kommt. Halte dabei das Gleichgewicht. Senke den Fuß dann wieder ab und wechsle zum linken Fuß. Wiederhole dies für 10-15 Wiederholungen auf jeder Seite.
  • Fersenanhebung: Stehe gerade mit den Füßen etwa hüftbreit auseinander. Hebe langsam die Fersen vom Boden, so dass du nur auf den Fußballen stehst. Senke die Fersen dann wieder ab. Wiederhole dies für 10-15 Wiederholungen.
  • Seitliche Beinhebung: Stehe gerade und halte dich an einem Stuhl fest. Hebe das rechte Bein zur Seite, so weit es angenehm möglich ist, und senke es dann langsam ab. Wiederhole dies für 10-15 Wiederholungen auf jeder Seite.

Diese Übungen sind nur Beispiele, und es ist wichtig, dass sie entsprechend den individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen angepasst werden. Bei Bedarf sollte immer ein qualifizierter Trainer oder Physiotherapeut konsultiert werden, um sicherzustellen, dass die Übungen korrekt und sicher ausgeführt werden.

4.3 Förderung eines aktiven Lebensstils bei pflegebedürftigen Personen

Die Förderung eines aktiven Lebensstils bei pflegebedürftigen Personen ist ein wichtiger Aspekt der Sturzprophylaxe. Eine regelmäßige körperliche Aktivität sollte in den Alltag integriert werden, auch wenn die Mobilität eingeschränkt ist. Selbst einfache Aktivitäten wie Spaziergänge, Hausarbeit oder leichte Gartenarbeit tragen zur Erhaltung der körperlichen Funktionen bei.

Die Schaffung eines unterstützenden Umfelds, das Bewegung und Aktivität fördert, ist ebenfalls wichtig. Pflegeeinrichtungen und betreuende Personen sollten Möglichkeiten schaffen, um Bewegung und körperliche Aktivität zu erleichtern, wie z.B. die Bereitstellung von Gehhilfen, die Schaffung von barrierefreien Umgebungen und die Organisation von Gruppenaktivitäten.

Ein aktiver Lebensstil trägt nicht nur zur Sturzprophylaxe bei, sondern fördert auch das Wohlbefinden, die soziale Interaktion und die Lebensqualität pflegebedürftiger Personen.

5. Medikamentenmanagement und Gesundheitsmanagement

5.1 Auswirkungen von Medikamenten auf das Sturzrisiko

Die Auswirkungen von Medikamenten auf das Sturzrisiko bei älteren und pflegebedürftigen Menschen sind nicht zu vernachlässigen. Bestimmte Medikamente können Schläfrigkeit, Schwindel, Benommenheit oder Muskelschwäche verursachen, was das Gleichgewicht und die Koordination beeinträchtigen kann. Dies erhöht das Risiko von Stürzen erheblich. Darüber hinaus können auch Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten zu einem erhöhten Sturzrisiko führen.

5.2 Überwachung und Anpassung von Medikationen

Die Überwachung und Anpassung von Medikationen spielt eine wichtige Rolle bei der Sturzprophylaxe. Es ist wichtig, dass ältere und pflegebedürftige Menschen regelmäßige medizinische Untersuchungen durchführen, um ihre Medikation zu überprüfen und anzupassen. Dabei sollten sowohl der behandelnde Arzt als auch der Apotheker einbezogen werden. Gemeinsam können sie mögliche Risiken identifizieren, unerwünschte Nebenwirkungen minimieren und Wechselwirkungen zwischen Medikamenten vermeiden. Gegebenenfalls kann die Dosis angepasst oder das Medikament gewechselt werden, um das Sturzrisiko zu reduzieren.

5.3 Kommunikation mit Ärzten und Apothekern

Die Kommunikation mit Ärzten und Apothekern ist von entscheidender Bedeutung für das Medikamentenmanagement und das Gesundheitsmanagement im Hinblick auf die Sturzprophylaxe. Es ist wichtig, dass ältere Menschen und ihre Pflegepersonen aktiv mit den medizinischen Fachkräften kommunizieren und alle relevanten Informationen über Medikamente, einschließlich verschreibungspflichtiger Medikamente, rezeptfreier Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, bereitstellen. Dies umfasst Informationen über die Dosierung, die Einnahmezeitpunkte, mögliche Nebenwirkungen und alle anderen Fragen oder Bedenken.

Darüber hinaus können Ärzte und Apotheker helfen, das Bewusstsein für die Sturzprophylaxe zu schärfen und Informationen über mögliche Risiken und Vorsichtsmaßnahmen bereitzustellen. Sie können ältere Menschen und ihre Pflegepersonen über die Bedeutung der regelmäßigen Überprüfung der Medikation informieren und dabei unterstützen, die bestmögliche Balance zwischen den medizinischen Bedürfnissen und der Sturzprophylaxe zu finden.

6. Bewältigungsstrategien und Unterstützung für pflegende Angehörige

Hier sind einige Tipps, um pflegende Angehörige bei der Unterstützung und Beseitigung ihrer eigenen Sorgen im Zusammenhang mit der Sturzprophylaxe zu unterstützen:

  • Informiere dich: Bilde dich über Sturzrisiken, Präventionsmaßnahmen und Sturzprophylaxe weiter. Je mehr du weißt, desto besser kannst du die Bedürfnisse und Herausforderungen des pflegebedürftigen Angehörigen verstehen und angemessen darauf reagieren.
  • Offene Kommunikation: Schaffe einen offenen Dialog mit dem Pflegebedürftigen und höre ihm aufmerksam zu. Ermutige ihn, über seine Sorgen, Ängste und Bedenken zu sprechen. Sei empathisch und einfühlsam, um ihm das Gefühl zu geben, dass du seine Sorgen verstehst und sie ernst nimmst.
  • Fragen stellen: Frag deinen pflegebedürftigen Angehörigen nach seinen eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Zielen in Bezug auf die Sturzprophylaxe. Durch das Einbeziehen seiner Meinungen und Präferenzen fühlen er sich gehört und seine Autonomie wird respektiert.
  • Gemeinsam Lösungen finden: Arbeite zusammen mit dem pflegebedürftigen Angehörigen an Lösungen zur Sturzprophylaxe. Betrachtet die Maßnahmen als gemeinsame Anstrengung und nehmen Ideen und Vorschläge in Betracht. Dies stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit und fördert die aktive Teilnahme am Prozess.
  • Sorgen ernst nehmen: Nimm die Sorgen und Ängste des pflegebedürftigen Angehörigen ernst und begegne ihm mit Verständnis und Empathie. Zeig ihm, dass seine Gefühle wichtig sind und dass du da bist, um ihn zu unterstützen. Biete einen sicheren Raum, um Sorgen auszudrücken, und ermutige ihn, nach Bedarf professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
  • Selbstfürsorge: Vergiss nicht, auch auf deine eigene körperliche und psychische Gesundheit zu achten. Nimm dir regelmäßig Zeit für dich selbst, um dich zu entspannen und wieder aufzuladen. Such Unterstützung bei Freunden, Familienmitgliedern oder professionellen Dienstleistern, um deine eigenen Sorgen und Belastungen zu bewältigen.
  • Schulungen und Hilfestellungen: Nutze Schulungen und Unterstützungsangebote, um dein Wissen und deine Fähigkeiten im Umgang mit der Sturzprophylaxe zu erweitern. Dies kann helfen, sich sicherer und kompetenter zu fühlen und besser auf die Bedürfnisse des pflegebedürftigen Angehörigen einzugehen.
  • Professionelle Unterstützung: Scheue dich nicht, bei Bedarf professionelle Unterstützung von Ärzten, Therapeuten oder Beratern in Anspruch zu nehmen. Diese Fachkräfte können dabei helfen, deine Sorgen zu bewältigen und angemessene Strategien zur Sturzprophylaxe zu entwickeln.

7. Fazit

Eine gezielte Sturzprophylaxe ist von großer Bedeutung, um das Sturzrisiko bei älteren und pflegebedürftigen Menschen zu reduzieren und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Durch die Identifizierung von Sturzrisiken, die Umsetzung von Maßnahmen zur Risikoreduktion, die Förderung von körperlicher Aktivität, ein angepasstes Medikamentenmanagement sowie die Berücksichtigung psychologischer Aspekte kann die Sturzprophylaxe effektiv umgesetzt werden. Dies trägt dazu bei, die Lebensqualität älterer und pflegebedürftiger Menschen zu verbessern und mögliche Folgen von Stürzen zu minimieren.

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