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Resilienz in der Pflege

Warum Resilienz für pflegende Angehörige wichtig ist und was du tun kannst

Lesedauer: 19 Minuten
Autor: Ella Rohrhirsch
Erstellt: 23.4.2023

Die Pflege eines Angehörigen ist eine herausfordernde Aufgabe, die körperlich, emotional und geistig belastend sein kann. Pflegende Angehörige müssen oft mit zahlreichen Stressfaktoren und Belastungen umgehen, die sie an ihre Grenzen bringen können. Resilienz ist ein wichtiger Faktor, der pflegende Angehörige dabei unterstützen kann, diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern und trotz schwieriger Umstände gesund und aktiv zu bleiben. Deshalb untersuchen und verdeutlichen wir in diesem Artikel die Bedeutung von Resilienz für pflegende Angehörige und geben praktische Tipps zur Förderung der Resilienz.

1. Was ist Resilienz?

1.1 Definition und Konzept von Resilienz

Resilienz ist ein Begriff aus der Psychologie und bezeichnet die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen. Es handelt sich also um eine Art psychische Widerstandsfähigkeit oder auch eine besondere psychische Kraft, die es Menschen ermöglicht, Herausforderungen und Belastungen nicht nur auszuhalten, sondern auch zu meistern und sich ausreichend von ihnen zu erholen.

Das soll jedoch nicht heißen, dass eine Person mit hoher Resilienz niemals Schwäche zeigen darf und alles problemlos bewältigen kann. Vielmehr bezieht sich Resilienz auf die Art und Weise, mit der man auf Herausforderungen reagiert und sich von ihnen erholt. Es geht bei der Resilienz also darum, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren um Lösungen zu finden, anstatt in Selbstmitleid zu versinken oder in Hoffnungslosigkeit zu verfallen.

1.2 Die Bedeutung von Resilienz für pflegende Angehörige

Die Pflege von Angehörigen kann für pflegende Angehörige mitunter eine enorme Belastung darstellen. Oftmals müssen sie sich um die Betreuung und Versorgung von Familienmitgliedern kümmern, während sie gleichzeitig eigenen beruflichen und familiären Verpflichtungen nachkommen. Die hohe doppelte Verantwortung und der stressige Alltag können zu physischen und psychischen Belastungen führen, die das Wohlbefinden von pflegenden Angehörigen beeinträchtigen.

Eine hohe Resilienz unterstützt pflegende Angehörige dabei, auch in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben, positive, effektive und pragmatische Lösungsansätze zu entwickeln, während sie gleichzeitig ihre eigene körperliche und geistige Gesundheit schützen.

Somit sind resiliente pflegende Angehörige in der Lage, ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen, wahrzunehmen und gegebenenfalls klar(er) zu kommunizieren, ohne dabei die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen aus den Augen zu verlieren. Sie können auf ihre eigenen Ressourcen zurückgreifen und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, sofern sie diese benötigen. Durch eine hohe Resilienz können pflegende Angehörige ihre eigene Lebensqualität verbessern und die Pflegequalität für den Pflegebedürftigen erhöhen. Gleichzeitig wirkt sich eine hohe Resilienz des pflegenden Angehörigen auch positiv auf die Beziehung zwischen pflegendem Angehörigen und Pflegebedürftigem aus.

1.3 Was ist der Unterschied zwischen Resilienz und Belastbarkeit?

Obwohl die Begriffe Resilienz und Belastbarkeit oft als Synonym verwendet werden, gibt es Unterschiede zwischen den beiden Konzepten.

Belastbarkeit bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, Herausforderungen und Belastungen zu bewältigen, ohne dabei körperlich oder psychisch zu erkranken. Eine belastbare Person kann beispielsweise unter hohem Arbeitsdruck stehen oder schwierige Lebensumstände bewältigen, ohne dabei krank zu werden. Belastbarkeit ist also eine Art Schutzfaktor gegen Stress und Belastungen.

Resilienz hingegen bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, Herausforderungen und Belastungen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen. So kann eine resiliente Person schwierige Lebensumstände wie beispielsweise den Tod eines geliebten Menschen oder eine schwere Krankheit bewältigen und trotzdem eine positive Einstellung zum Leben beibehalten und sich somit auch eine hohe Lebensqualität bewahren – anders, als wenn die Person stattdessen in Selbstmitleid, Wut oder ähnlichen eher hinderlichen Gefühlen versinken würde. Resilienz ist daher mehr als nur ein Schutzfaktor gegen Stress und Belastungen. Vielmehr handelt es sich bei Resilienz um eine aktive Fähigkeit, die es einer Person ermöglicht, in schwierigen Situationen zu wachsen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen.

Ein weiterer Unterschied zwischen Belastbarkeit und Resilienz besteht darin, dass die Belastbarkeit eher eine passive Fähigkeit ist, während die Resilienz eine aktive Fähigkeit ist.

Anders als bei der aushaltenden, also passiven Belastbarkeit, beinhaltet das Konzept der Resilienz die Fähigkeit, aktiv auf Herausforderungen zu reagieren und sie zu bewältigen, anstatt nur passiv zu widerstehen. Eine resliente Person wird zum aktiven Mitgestalter der neuen Lebenssituation und lässt die Dinge nicht „einfach nur” geschehen.

2. Herausforderungen für pflegende Angehörige

2.1 Belastungen bei der Pflege von Angehörigen

Die Belastungen bei der Pflege von Angehörigen können sich auf die körperliche und psychische Gesundheit von pflegenden Angehörigen auswirken und dadurch auch ihre Fähigkeit beeinträchtigen, dem Pflegebedürftigen die bestmögliche Pflege zu bieten.

Zu den häufigsten Belastungen zählen:

  • Zeitmanagement: Die Pflege von Angehörigen erfordert oft viel Zeit, vor allem dann, wenn der Pflegebedürftige rund um die Uhr betreut werden muss. Pflegende Angehörige müssen ihre Zeit und Energie zwischen der Pflege, der Arbeit, der Familie und anderen Verpflichtungen aufteilen. Dies kann zu Überlastung und Stress führen.
  • Finanzielle Belastungen: Pflege ist häufig mit finanziellen Belastungen verbunden, insbesondere wenn pflegende Angehörige ihre Arbeitszeit reduzieren oder ihre Karriere sogar unterbrechen müssen, um sich um den Pflegebedürftigen zu kümmern. Dadurch können sie Einkommen verlieren und möglicherweise Schwierigkeiten haben, die Kosten für die Pflege oder sogar ihre eigenen Kosten zu tragen.
  • Körperliche Belastungen: Pflege ist vor allem dann mit körperlichen Belastungen verbunden, wenn der Pflegebedürftige bettlägerig ist oder Hilfe beim Gehen oder Stehen benötigt. Das Heben oder Umsetzen von Pflegebedürftigen kann zu Verletzungen oder Schmerzen führen.
  • Emotionale Belastungen: Pflege ist emotional belastend, besonders wenn der Pflegebedürftige an schweren körperlichen oder geistigen Einschränkungen leidet. Dadurch können sich pflegende Angehörige überfordert fühlen. Viele fühlen sich auch mit verwirrenden und vielleicht für sie neuartigen Gefühlen wie Frustration, Schuld oder Traurigkeit konfrontiert und damit allein gelassen.
  • Soziale Isolation: Viele pflegende Angehörige haben aufgrund der hohen Anforderungen der Pflege oft Schwierigkeiten, ihre sozialen Kontakte aufrechtzuerhalten, was zu Gefühlen der Isolation und Einsamkeit führen kann.
  • Komplexe medizinische Bedürfnisse: Wenn der Pflegebedürftige komplexe medizinische Bedürfnisse hat, kann dies für pflegende Angehörige eine zusätzliche Belastung darstellen. Sie müssen die medizinischen Verfahren durchführen oder mit der Verwaltung von Medikamenten und anderen Behandlungen umgehen. Das alles will erstmal gelernt werden!
  • Schwierige Entscheidungen: In vielen Fällen stehen pflegende Angehörige auf einmal vor schwierigen Entscheidungen, zum Beispiel, ob der Pflegebedürftige in eine Pflegeeinrichtung umziehen soll oder wenn es um bedeutende medizinische Entscheidungen geht. Diese Entscheidungen können zu Konflikten innerhalb der Familie führen und den Pflegenden emotional belasten.
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2.2 Auswirkungen der Belastung auf die körperliche und psychische Gesundheit

Körperliche Auswirkungen

Pflegende Angehörige können körperliche Symptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen, Schmerzen, Muskelverspannungen und Rückenschmerzen aufgrund der körperlichen Belastungen der Pflege erfahren. Wenn die Pflege über einen längeren Zeitraum andauert, kann dies zu chronischem Stress führen, was wiederum zu einem höheren Risiko für Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und anderen körperlichen Erkrankungen führen kann.

Psychische Auswirkungen

Pflegende Angehörige können auch unter emotionalen und psychischen Belastungen leiden. Diese können sich in Form von Angstzuständen, Depressionen, Erschöpfung, Reizbarkeit, Ärger oder sogar posttraumatischen Belastungsstörungen äußern. Das Gefühl, überfordert und isoliert zu sein, kann zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung führen und das Risiko von Suizidgedanken erhöhen.

Häufig führen die Belastungen der Pflege auch dazu, dass pflegende Angehörige sich um ihre eigene Gesundheit weniger kümmern, was das Risiko von Gesundheitsproblemen erhöhen kann. Beispielsweise können pflegende Angehörige ihre eigenen Arzttermine oder Medikamente vergessen oder durch den Zeitmangel eine ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel haben.

2.3 Risiken von Überforderung, Burnout und Depression

Überforderung

Pflegende Angehörige können sich überfordert fühlen, wenn sie die vielen Verantwortlichkeiten der Pflege nicht bewältigen können. Wenn sie das Gefühl haben, dass sie nicht genug Zeit oder Ressourcen haben, um alles zu erledigen, kann dies zu Gefühlen der Frustration, Überforderung und Hilflosigkeit führen.

Burnout

Wenn pflegende Angehörige über einen längeren Zeitraum hinweg Stress und Belastungen ausgesetzt sind, kann dies zu Burnout führen. Als Burnout bezeichnet man einen Zustand von körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, der durch chronischen Stress verursacht wird. Symptome sind zum Beispiel ein Gefühl der Entfremdung, Zynismus und vermehrtes Zurückziehen.

Depression

Depressionen sind eine häufige psychische Gesundheitsstörung, die viele Menschen betrifft, die mit Pflegeaufgaben konfrontiert sind und sich dadurch belastet fühlen. Die Symptome von Depressionen können von anhaltenden Traurigkeitsgefühlen, Reizbarkeit, Ängsten und Appetitlosigkeit bis hin zu Schlafstörungen und Erschöpfung reichen.

Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige ihre eigene Gesundheit im Auge behalten und sich um sich selbst kümmern. Wenn sie Anzeichen von Überforderung, Burnout oder Depression bemerken, sollten sie professionelle Hilfe suchen. Daneben gibt es viele Ressourcen und Unterstützung, die pflegenden Angehörigen helfen können, auf die wir im weiteren Verlauf des Artikels eingehen.

3. Wie können pflegende Angehörige Resilienz erlernen?

3.1 Methoden und Techniken zur Förderung der Resilienz

Drei weitere wichtige Methoden und Techniken zur Förderung der Resilienz sind die Selbstreflexion, die sogenannte Selbstfürsorge und Achtsamkeit.

Die Selbstreflexion hilft pflegenden Angehörigen dabei, die eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen besser zu verstehen. Indem sie ihre Erfahrungen als Pflegende reflektieren, können sie ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen besser erkennen und kommunizieren. Sie lernen, effektiver mit Stress und Überforderung umzugehen und lernen zu realisieren, wann sie Unterstützung brauchen. Selbstreflexion hilft pflegenden Angehörigen auch, eine bessere Beziehung zum Pflegebedürftigen aufzubauen. Indem sie sich selbst besser verstehen, können sie sich besser in den Pflegebedürftigen hineinversetzen und dessen Bedürfnisse verstehen. Auf diese Weise können sie besser auf diese eingehen und eine bestmögliche Pflege gewährleisten.

Mit Selbstfürsorge ist eine Haltung gemeint, bei der man sich um seine eigene körperliche, emotionale und geistige Gesundheit kümmert und auf seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen achtet. Pflegende Angehörige können Selbstfürsorge durch Aktivitäten wie Yoga, Meditation, Massagen oder Spaziergänge in der Natur praktizieren und in ihren Alltag integrieren. Auch regelmäßige Pausen und Auszeiten, in denen sie entspannen und ihre Reserven neu aufladen, sind ebenfalls Bestandteile einer gelebten Selbstfürsorge. Sollte das nicht reichen, kann man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, denn niemand muss alles allein bewältigen – deinePflege hilft gern bei allen Fragen rund ums Thema Pflege.

Achtsamkeit ist eine Fähigkeit, die pflegenden Angehörigen helfen kann, mit den Belastungen und Herausforderungen der Pflege umzugehen, in dem sie im gegenwärtigen Moment präsent sind und bewusst und ohne Urteilsvermögen wahrnehmen, was in ihnen und um sie herum geschieht. So können sie sich auf das konzentrieren, was sie in diesem Moment tun können, anstatt sich über Vergangenes oder Zukünftiges Sorgen zu machen. Achtsamkeit kann dazu beitragen, dass pflegende Angehörige sich mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle konzentrieren, anstatt sich ausschließlich auf die Pflege ihres Angehörigen zu konzentrieren. Dadurch können sie lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und auf sie zu achten, was dazu beitragen kann, dass sie sich insgesamt besser und weniger überfordert fühlen.

3.2 Beispiele für Resilienzprogramme und -kurse für pflegende Angehörige

Es gibt zahlreiche Resilienzprogramme und -kurse für pflegende Angehörige, die darauf abzielen, ihre psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken und ihnen zu helfen, besser mit ihrer Pflegeaufgabe zurechtzukommen.

Anbieter dieser Kurse und Programme sind z.B. Pflegeeinrichtungen und Organisationen, die sich auf die Unterstützung von pflegenden Angehörigen spezialisiert haben, aber auch Volkshochschulen. Vielfach bieten sie ihre Formate auch online an, so dass die Teilnahme unabhängig vom Wohnort und ohne großen zeitlichen Aufwand möglich ist.

Hier haben wir einige Programme samt Anbieter aufgelistet:

  • Resilienztraining für Angehörige in der Pflege: Zum Beispiel das „Online-Resilienztraining” der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
  • Stressmanagement für pflegende Angehörige: Zum Beispiel der Online-Kurs „Stressbewältigung in der Pflege” von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
  • Achtsamkeit für pflegende Angehörige: Zum Beispiel der Online-Kurs „Achtsamkeit in der Pflege” von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
  • Resilienzprogramm für pflegende Angehörige: Zum Beispiel das „Resilienzprogramm für pflegende Angehörige” der AOK.

Am besten ist es, sich bei örtlichen Pflegeeinrichtungen, Organisationen und Volkshochschulen nach Kursangeboten zu erkundigen.

4. Praktische Tipps zur Förderung der Resilienz

4.1 Bewältigungsstrategien zur Stärkung der Resilienz im Alltag

Eine ausreichende Erholung ist ein entscheidender Faktor beim Abbau von Stress, da Erholung Körper und Geist bei der Regenation unterstützt. Pflegende Angehörige sollten daher unbedingt darauf achten, genug Schlaf zu bekommen und sich regelmäßig Pausen und Auszeiten zu gönnen. Eine Pause kann auch darin bestehen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, um zu meditieren, ein Buch zu lesen oder einfach nur zu entspannen. Langfristig ist niemandem damit geholfen, wenn sich pflegende Angehörige mit Kaffee oder Medikamenten vollpumpen, nur um zu funktionieren. Pausen einbauen und nehmen bevor die Erschöpfung kommt, ist essentiell.

Eine ausgewogene Ernährung ist ebenfalls sehr wichtig, da sie dazu beiträgt, die körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten. Pflegende Angehörige sollten sich daher bemühen, sich gesund, ausreichend und ausgewogen zu ernähren und genügend Wasser zu trinken. Sie sollten darauf achten, dass sie ihre Mahlzeiten regelmäßig im Sitzen mit genug Zeit zum Kauen, Schmecken und Genießen und möglichst ohne Ablenkung einnehmen. Von ungesunden zuckerhaltigen Snacks oder Fast Food wird abgeraten – wobei Ausnahmen natürlich erlaubt sind. Hier sollte auch im Rahmen der bereits erwähnten Selbstfürsorge kein zusätzlicher Stress durch Perfektionswut oder ein schlechtes Gewissen entstehen. In Maßen ist sowieso alles erlaubt. Es kommt auf die Balance an.

Bewegung ist ein weiterer wichtiger Faktor zur Stärkung der Resilienz. Regelmäßige Bewegung und Sport tragen dazu bei, Stress abzubauen, die körperliche Gesundheit zu verbessern und das Selbstvertrauen zu stärken. So empfehlen wir pflegenden Angehörigen, regelmäßig spazieren zu gehen oder sich einer Sportart zu widmen, für die sie sich begeistern und die ihnen Freude bereitet.

Hobbies und Interessen können die Resilienz von pflegenden Angehörigen ebenfalls stärken. Das Ausüben von Hobbies und das Verfolgen von Interessen trägt dazu bei, das Selbstbewusstsein und die allgemeine Zufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation zu erhöhen. Sie können eine wertvolle Quelle der Freude und Entspannung bieten und Highlights im Alltag der pflegenden Angehörigen sein. Über die Hobbies und Interessen lassen sich auch anregende Gespräche mit den Pflegebedürftigen führen, so dass beide etwas davon haben. Daher empfehlen wir allen pflegenden Angehörige, sich Zeit für ihre Hobbies und Interessen zu nehmen, selbst wenn es nur für kurze Zeit ist

4.2 Netzwerkaufbau und Unterstützung durch andere pflegende Angehörige

Isolation macht krank. Sich mit seinen Problemen allein gelassen zu fühlen, ebenfalls. Daher ist der Aufbau von Netzwerken und die Unterstützung durch andere pflegende Angehörige von unschätzbarem Wert und trägt dazu bei, ein Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts zu schaffen. Und das hilft widerum dabei, das Gefühl der Isolation und Überforderung abzubauen.

Durch den Austausch von Erfahrungen und Wissen mit anderen, die sich in der selben oder einer ähnlichen Lage befinden, können sich pflegende Angehörige gegenseitig unterstützen und stärken. Sie lernen voneinander und können sich gegenseitig ermutigen, neue Herausforderungen anzugehen. Der Austausch in einem Netzwerk von anderen pflegenden Angehörigen stellt zudem eine wertvolle Informationsquelle dar, über die man zum Beispiel Zugang zu praktischen Ratschlägen und Informationen über lokale Dienste erhält.

Um ein solches Netzwerk von pflegenden Angehörigen aufzubauen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Möglichkeit besteht darin, lokale Selbsthilfegruppen oder Online-Communities für pflegende Angehörige zu suchen und sich diesen anzuschließen. Eine weitere Möglichkeit ist das gezielte Suchen nach anderen pflegenden Angehörigen in der eigenen Umgebung, um Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Dies ist beispielweise durch den Besuch von Pflegekursen, Workshops oder von lokalen Veranstaltungen für pflegende Angehörige möglich. Besonders praktisch ist es, über soziale Medien oder andere Online-Plattformen nach anderen pflegenden Angehörigen zu suchen und Kontakt aufzunehmen, vor allem, wenn man in abgelegenen ländlichen und weniger dicht besiedelten Gegenden lebt.

4.3 Entlastung durch professionelle Pflege- und Beratungsangebote

Ein Beispiel für professionelle Pflege- und Beratungsangebote sind Pflegeeinrichtungen, wie beispielsweise Pflegeheime oder Tagespflegeeinrichtungen. Indem diese Einrichtungen einen Teil der Pflege übernehmen, werden die pflegenden Angehörigen entlastet. Sie bekommen so Zeit für sich selbst, in der sie sich erholen und die eigenen Bedürfnisse erfüllen können.

Eine weitere Möglichkeit sind ambulante Pflegedienste, die die pflegebedürftige Person in ihrem eigenen Zuhause unterstützen. Ambulante Pflegedienste bieten Hilfe bei der Körperpflege und helfen beim Essen und bei anderen täglichen Aktivitäten. Dies entlastet die pflegenden Angehörigen und kann die Pflege für den Pflegebedürftigen verbessern. Darüber hinaus bieten einige ambulante Pflegedienste auch Unterstützung und Beratung für pflegende Angehörige an, um sie sie bei der Bewältigung und Organisation der Pflegesituation zu unterstützen.

Zusätzlich gibt es auch eigenständige Beratungs- und Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige, wie zum Beispiel:

  • Pflegestützpunkte: Pflegestützpunkte sind Beratungsstellen, die pflegende Angehörige in allen Fragen rund um die Pflege unterstützen. Hier können sie Informationen zu Entlastungsmöglichkeiten, Finanzierung, rechtlichen Fragen und vielem mehr erhalten.
  • Pflegeberatung durch Krankenkassen: Viele Krankenkassen bieten eine Pflegeberatung an, die pflegende Angehörige in Fragen der Pflege und Entlastungsmöglichkeiten berät.
  • Online-Beratungsangebote: Es gibt verschiedene Online-Beratungsangebote, die pflegende Angehörige in allen Fragen rund um die Pflege und den Umgang mit Stress und Belastungen unterstützen können.
  • Psychologische Unterstützung: Wenn pflegende Angehörige unter starkem Stress oder psychischen Belastungen leiden, kann eine psychologische Unterstützung sinnvoll sein. Diese kann durch einen Psychotherapeuten oder auch durch ein Beratungsangebot der Krankenkassen oder Wohlfahrtsverbände angeboten werden.

5. Auswirkungen der Resilienz in der Pflege

5.1 Verbesserung der Pflegequalität und Lebensqualität von Pflegebedürftigen

Pflegenden Angehörigen, die über eine hohe Resilienz verfügen, fällt es in der Regel leichter, ihre Aufgaben mit mehr Empathie und Geduld auszuführen und so eine stabile Umgebung zu schaffen, in der der Pflegebedürftige sich sicher, unterstützt, wertgeschätzt und geliebt fühlen kann. Durch die Schaffung einer solchen positiven und unterstützenden Umgebung verbessert sich die Lebensqualität des Pflegebedürftigen – und des pflegenden Angehörigen. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Darüber hinaus sind pflegende Angehörige mit hoher Resilienz meist besser in der Lage, die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren. So fällt es ihnen auch leichter, mit einer Veränderung von Routinen, der Bewältigung von Krankheiten oder schwierigen Verhaltensweisen des Pflegebedürftigen umzugehen.

Eine weitere Auswirkung einer hohen Resilienz von pflegenden Angehörigen besteht darin, dass dadurch Stress und Konflikte in der Familie reduziert werden können. Resiliente pflegende Angehörige sind besser in der Lage, mit Stress umzugehen und Konflikte auf eine positive Weise zu lösen. Dies kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass sich die Familie wohlwollend und proaktiv eine unterstützende Umgebung schafft und sich um die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen kümmert, ohne diese nur als lästig zu empfinden.

5.2 Stärkung der Beziehung zwischen pflegenden Angehörigen und Pflegebedürftigen

Die Resilienz eines pflegenden Angehörigen spielt eine entscheidende Rolle dabei, die Beziehung zur pflegebedürftigen Person zu stärken, was maßgeblich zur Qualität der Pflege beiträgt. Eine gute Beziehung zwischen pflegendem Angehörigen und Pflegebedürftigem ist eine der grundlegenden Voraussetzungen für eine erfolgreiche Pflege.

Eine positive Beziehung zwischen pflegendem Angehörigen und Pflegebedürftigem basiert auf Vertrauen, Empathie und Respekt. Pflegebedürftige müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Bedürfnisse erkannt und erfüllt werden, während pflegende Angehörige sich umfassend und fürsorglich um sie kümmern. Respekt und Wertschätzung sind ebenfalls wichtig, um die Würde und Individualität des Pflegebedürftigen zu bewahren. Eine hohe Resilienz des pflegenden Angehörigen ist vor allem dann von großem Vorteil, wenn sich die Beziehung zwischen pflegendem Angehörigen und Pflegebedürftigem als herausfordernd erweist. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Pflegebedürftige aufgrund von körperlichen oder geistigen Einschränkungen oder altersbedingten Veränderungen verletzlicher ist und seine Bedürfnisse nicht oder nur teilweise äußern kann.

6. Fazit

Die Pflege von Angehörigen kann eine große Herausforderung darstellen und mit zahlreichen Belastungen und Stressfaktoren einhergehen. Eine hohe Resilienz unterstützt pflegende Angehörige dabei, auch in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben, positive Lösungsansätze zu entwickeln und ihre eigene Gesundheit zu schützen. Sie trägt auch dazu bei, sowohl die Pflege- als auch die Lebensqualität des Pflegebedürftigen zu verbessern.

Um die eigene Resilienz zu fördern, können pflegende Angehörige verschiedene Methoden und Techniken anwenden, wie beispielsweise die Fokussierung auf die eigenen Stärken, die Etablierung von Bewältigungsstrategien und die Entwicklung von Achtsamkeit. Zudem sollten pflegende Angehörige auf ihre eigene Gesundheit achten und sich auch nicht scheuen, bei Bedarf rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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