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Pflegegrad bei chronischer Erkrankung

Tipps und Informationen zur Unterstützung bei Langzeitkrankheiten

Lesedauer: 21 Minuten
Autor: Ella Rohrhirsch
Erstellt: 6.7.2023

Chronische Erkrankungen stellen eine große Herausforderung für Betroffene und ihre Angehörigen dar. Die angemessene Einstufung des Pflegegrads bei chronisch erkrankten Menschen ist von großer Bedeutung, um die benötigte Unterstützung zu gewährleisten. Allerdings gibt es bei der Einstufung und in der Pflege besondere Herausforderungen zu beachten, die im Zusammenhang mit der Vielfalt der chronischen Erkrankungen, der objektiven Messung von Symptomen und Beeinträchtigungen, der Variabilität des Krankheitsverlaufs sowie komplexen Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Aspekten stehen. In diesem Artikel werden diese Herausforderungen genauer betrachtet und auch die vorhandenen Unterstützungsangebote für Betroffene und ihre Angehörigen beleuchtet.

1. Was sind chronische Erkrankungen?

1.1 Definition und Ursachen

Chronische Erkrankungen sind lang anhaltende Gesundheitszustände, die in der Regel länger als drei Monate andauern und oft lebenslang bestehen bleiben. Im Gegensatz zu akuten Erkrankungen, die plötzlich auftreten und in der Regel innerhalb eines begrenzten Zeitraums geheilt werden können, haben chronische Erkrankungen einen progressiven Charakter und können nicht vollständig geheilt werden. Sie können verschiedene Körperorgane oder -systeme betreffen und zu langfristigen Beeinträchtigungen führen.

Die Ursachen für chronische Erkrankungen sind vielfältig. Einige chronische Erkrankungen haben eine genetische Komponente, bei der bestimmte Gene das Risiko für die Entwicklung der Erkrankung erhöhen können. Andere Ursachen können Umweltfaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung, mangelnde körperliche Aktivität, chronischer Stress oder Exposition gegenüber Schadstoffen sein. Einige chronische Erkrankungen können auch durch Infektionen oder Autoimmunreaktionen verursacht werden, bei denen das Immunsystem den eigenen Körper angreift.

1.2 Auswirkungen auf den Alltag und die Pflegebedürftigkeit

Chronische Erkrankungen können erhebliche Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen haben. Die Symptome können von leichten Beschwerden bis hin zu schweren Beeinträchtigungen reichen und die Lebensqualität erheblich beeinflussen. Je nach Art und Schwere der Erkrankung können chronisch Kranke mit körperlichen Einschränkungen wie Schmerzen, Müdigkeit, eingeschränkter Mobilität, Atembeschwerden oder neurologischen Beeinträchtigungen konfrontiert sein.

Die Pflegebedürftigkeit bei chronischen Erkrankungen ergibt sich aus den Auswirkungen der Erkrankung auf die Selbstständigkeit und die Fähigkeit zur Bewältigung des Alltags. Je nach Schwere der Beeinträchtigung kann eine Person Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben wie Körperpflege, Ernährung, Mobilität und Medikamenteneinnahme benötigen. Chronisch Kranke können auch auf psychosoziale Unterstützung angewiesen sein, um mit den emotionalen Belastungen und den Auswirkungen der Erkrankung auf ihre Lebensqualität umzugehen.

Die Pflegebedürftigkeit bei chronischen Erkrankungen kann sich im Laufe der Zeit verändern, da der Krankheitsverlauf fortschreiten kann oder sich neue Symptome entwickeln können. Daher ist es wichtig, dass die Pflegeversorgung flexibel und anpassungsfähig ist, um den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen gerecht zu werden.

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2. Der Pflegegrad bei chronisch Erkrankten

Bei der Einstufung in einen Pflegegrad werden verschiedene Bereiche betrachtet, darunter die körperliche Mobilität, die kognitive und kommunikative Fähigkeiten, die Selbstversorgung, das Verhalten und die psychosozialen Aspekte. Je nach Einschränkungen und Beeinträchtigungen in diesen Bereichen wird die Pflegebedürftigkeit einer Person eingeschätzt.

Für chronisch erkrankte Menschen ist die Einstufung in den richtigen Pflegegrad von großer Bedeutung, da er den Umfang der finanziellen Leistungen bestimmt, auf die sie Zugang haben. Die finanzielle Unterstützung kann zur Deckung der Kosten für Pflegedienste, Pflegehilfsmittel oder auch für die Unterstützung durch Angehörige genutzt werden.

Es kann vorkommen, dass die Einstufung in den Pflegegrad bei chronischen Erkrankungen herausfordernd ist. Die Vielfalt der Erkrankungen und ihre individuellen Merkmale machen eine genaue Einschätzung oft schwierig. Zudem können Symptome und Beeinträchtigungen von chronischen Erkrankungen subjektiv sein und nicht immer objektiv gemessen werden. Die Variabilität des Krankheitsverlaufs und der Symptomstärke erschwert die Prognose und Einschätzung der Pflegebedürftigkeit. Des Weiteren können komplexe Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Aspekten auftreten, die die Pflegebedürftigkeit beeinflussen. Auch soziale und Umweltfaktoren können einen erheblichen Einfluss auf die Krankheitsbewältigung und die Pflegebedürftigkeit haben.

Um eine angemessene Einstufung zu ermöglichen, sollten bei der Begutachtung von chronisch erkrankten Menschen alle relevanten Aspekte und Einschränkungen berücksichtigt werden. Eine ganzheitliche Betrachtung, die auch psychosoziale Faktoren und individuelle Bedürfnisse einbezieht, ist wichtig, um eine gerechte Einstufung des Pflegegrads zu gewährleisten.

3. Besondere Herausforderungen bei der Einstufung bei chronischen Erkrankungen

Die Einstufung von Menschen mit chronischen Erkrankungen in den richtigen Pflegegrad kann aufgrund der spezifischen Merkmale dieser Erkrankungen besondere Herausforderungen mit sich bringen.

Hier sind einige der Hauptprobleme zu beachten:

3.1 Vielfalt der chronischen Erkrankungen und ihre individuellen Merkmale

Eine der großen Herausforderungen bei der Einstufung von chronisch erkrankten Menschen in den Pflegegrad liegt in der Vielfalt der chronischen Erkrankungen und ihren individuellen Merkmalen. Chronische Erkrankungen können sehr unterschiedlich sein und verschiedene Organsysteme oder Körperfunktionen betreffen. Jede Erkrankung hat ihre eigenen spezifischen Merkmale, Symptome und Verlaufsformen, die eine differenzierte Betrachtung erfordern.

Ein Beispiel dafür ist die Multiple Sklerose (MS), eine neurologische Erkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft. Die Symptome und der Krankheitsverlauf bei MS können von Person zu Person stark variieren. Einige Menschen können mit milden Symptomen leben, während andere schwerwiegendere körperliche Einschränkungen erfahren. Die Einstufung der Pflegebedürftigkeit bei Menschen mit MS erfordert daher eine individuelle Bewertung der spezifischen Symptome und Beeinträchtigungen, um den Pflegebedarf angemessen zu erfassen.

Auch andere chronische Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Schmerzen oder psychische Störungen haben jeweils ihre eigenen Besonderheiten. Sie können verschiedene Auswirkungen auf die Selbstständigkeit, Mobilität, kognitive Fähigkeiten, Schmerzempfinden und Lebensqualität haben. Bei der Einstufung in den Pflegegrad müssen diese individuellen Merkmale und deren Auswirkungen auf den Alltag und die Pflegebedürftigkeit berücksichtigt werden.

Die Vielfalt der chronischen Erkrankungen erfordert eine fundierte Kenntnis und Sensibilität seitens der Gutachter, um die spezifischen Einschränkungen und Bedürfnisse der Betroffenen angemessen einzuschätzen. Es ist wichtig, dass die Gutachter über das nötige Fachwissen verfügen und die Besonderheiten der verschiedenen Erkrankungen verstehen, um eine gerechte Einstufung des Pflegegrads zu gewährleisten.

Eine standardisierte Vorgehensweise kann bei der Einstufung von Menschen mit chronischen Erkrankungen nur bedingt angewendet werden, da die individuellen Merkmale und Ausprägungen der Erkrankungen eine differenzierte Betrachtung erfordern. Eine ganzheitliche Bewertung, die die spezifischen Bedürfnisse und Einschränkungen der Betroffenen berücksichtigt, ist daher unerlässlich, um den Pflegebedarf angemessen zu erfassen und die Versorgung entsprechend anzupassen.

3.2 Schwierigkeiten bei der objektiven Messung von Symptomen und Beeinträchtigungen

Eine der besonderen Herausforderungen bei der Einstufung von chronisch erkrankten Menschen in den richtigen Pflegegrad liegt in der objektiven Messung von Symptomen und Beeinträchtigungen. Viele Symptome von chronischen Erkrankungen sind subjektiv und nicht einfach durch objektive medizinische Tests oder Messungen zu erfassen. Stattdessen basieren sie oft auf der Selbsteinschätzung und der individuellen Wahrnehmung der Betroffenen.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Schmerz. Schmerzen können bei chronischen Erkrankungen eine zentrale Rolle spielen, aber ihre Intensität und Auswirkungen sind subjektive Erfahrungen, die von Person zu Person variieren können. Es gibt keine objektive Messung, um die Stärke oder den Einfluss von Schmerzen auf das tägliche Leben einer Person genau zu quantifizieren. Daher ist es wichtig, die subjektive Schmerzerfahrung der Betroffenen in den Bewertungsprozess einzubeziehen und die Auswirkungen auf die Selbstständigkeit und Pflegebedürftigkeit angemessen zu berücksichtigen.

Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich bei anderen Symptomen wie Fatigue (chronische Erschöpfung), Konzentrationsschwierigkeiten oder psychischen Belastungen wie Angst und Depression. Diese Symptome sind oft schwer messbar und können von den Betroffenen selbst am besten beschrieben werden. Die Erfassung solcher subjektiver Symptome erfordert eine umfassende Anamnese, in der die Betroffenen ihre eigenen Erfahrungen und Beeinträchtigungen schildern können.

Um die subjektiven Symptome und Beeinträchtigungen angemessen zu erfassen, spielen auch standardisierte Fragebögen und Skalen eine Rolle. Diese können verwendet werden, um die Auswirkungen von Symptomen auf verschiedene Lebensbereiche zu bewerten und in den Begutachtungsprozess einzubeziehen. Dennoch ist es wichtig zu beachten, dass diese Instrumente nicht die gesamte Bandbreite der individuellen Erfahrungen und Einschränkungen abdecken können und dass eine individuelle Bewertung der Betroffenen essentiell ist.

Insgesamt ist es entscheidend, dass die Begutachtung bei chronisch erkrankten Menschen einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, der sowohl objektive Messungen als auch die subjektiven Erfahrungen und Einschätzungen der Betroffenen berücksichtigt. Eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Betroffenen, ihren Angehörigen und den Gutachtern ist erforderlich, um die individuellen Symptome und Beeinträchtigungen angemessen zu erfassen und eine faire Einstufung der Pflegebedürftigkeit zu gewährleisten.

3.3 Variabilität des Krankheitsverlaufs und der Symptomstärke

Eine weitere Herausforderung bei der Einstufung von chronisch erkrankten Menschen in den Pflegegrad besteht in der Variabilität des Krankheitsverlaufs und der Symptomstärke. Chronische Erkrankungen können fluktuierende Verläufe haben, bei denen die Symptome und Beeinträchtigungen im Laufe der Zeit schwanken können. Diese Variabilität stellt eine große Herausforderung dar, da sie die Vorhersage der zukünftigen Pflegebedürftigkeit erschwert.

Ein Beispiel dafür ist die rheumatoide Arthritis (RA), eine entzündliche Gelenkerkrankung. Bei einigen Menschen mit RA können die Symptome schubweise auftreten, wobei Phasen mit erhöhten Schmerzen, Schwellungen und Steifheit der Gelenke auf Phasen mit geringeren Beschwerden folgen. Diese Schwankungen können dazu führen, dass die Pflegebedürftigkeit nicht kontinuierlich ist, sondern sich im Verlauf der Erkrankung ändert.

Ähnliche Schwankungen und Variabilität können auch bei anderen chronischen Erkrankungen auftreten, wie z. B. bei neurologischen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose, bei der Symptome in Schüben auftreten können, oder bei psychischen Erkrankungen wie der bipolaren Störung, bei der Phasen mit manischen Episoden von Phasen der Depression abgelöst werden können.

Die Schwankungen im Krankheitsverlauf und der Symptomstärke stellen eine besondere Herausforderung bei der Einstufung dar, da sie eine genaue Prognose der Pflegebedürftigkeit erschweren. Die Einschätzung des Pflegebedarfs sollte daher nicht nur den aktuellen Zustand, sondern auch die möglichen Schwankungen und Veränderungen im Krankheitsverlauf berücksichtigen. Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Pflegegrades kann erforderlich sein, um sicherzustellen, dass die Pflegebedürftigkeit angemessen erfasst und die Versorgung entsprechend angepasst wird.

Die Zusammenarbeit zwischen den Gutachtern und den Betroffenen sowie deren Angehörigen ist entscheidend, um die Schwankungen im Krankheitsverlauf und der Symptomstärke angemessen zu erfassen. Ein offener Austausch über die individuellen Erfahrungen und die Veränderungen im Krankheitsverlauf kann dazu beitragen, eine realistische Einschätzung des Pflegebedarfs vorzunehmen und eine angemessene Unterstützung zu gewährleisten.

3.4 Komplexe Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Aspekten

Eine weitere besondere Herausforderung bei der Einstufung von chronisch erkrankten Menschen in den Pflegegrad liegt in den komplexen Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Aspekten. Chronische Erkrankungen können sowohl körperliche als auch psychische Belastungen mit sich bringen, und diese können sich gegenseitig beeinflussen und verstärken.

Körperliche Symptome und Beeinträchtigungen können psychische Auswirkungen haben. Schmerzen, chronische Erschöpfung, eingeschränkte Mobilität oder andere körperliche Einschränkungen können zu psychischem Stress, Frustration, Ängsten und Depressionen führen. Die psychischen Auswirkungen können wiederum die Pflegebedürftigkeit erhöhen, indem sie die Bewältigung des Alltags erschweren und die Lebensqualität negativ beeinflussen.

Umgekehrt können auch psychische Belastungen, wie Angststörungen, Depressionen oder psychosozialer Stress, die Symptome und den Verlauf chronischer Erkrankungen verschlimmern. Der psychische Zustand und der Umgang mit der Erkrankung können die Bereitschaft zur Durchführung von therapeutischen Maßnahmen, zur Medikamenteneinnahme oder zur Umsetzung von gesundheitsfördernden Verhaltensweisen beeinflussen.

Bei der Einstufung in den Pflegegrad ist es wichtig, diese komplexen Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Aspekten angemessen zu berücksichtigen. Die psychische Belastung und die Auswirkungen auf den Alltag und die Pflegebedürftigkeit sollten in den Bewertungsprozess einbezogen werden. Das kann beispielsweise durch die Einschätzung der psychischen Gesundheit, der Bewältigungsstrategien oder durch die Berücksichtigung von psychosozialer Unterstützung geschehen.

3.5 Einfluss sozialer und Umweltfaktoren auf die Krankheitsbewältigung

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Einstufung von chronisch erkrankten Menschen in den Pflegegrad sind die sozialen und Umweltfaktoren, die einen erheblichen Einfluss auf die Krankheitsbewältigung und die Pflegebedürftigkeit haben können. Chronische Erkrankungen werden nicht isoliert von der Umwelt und dem sozialen Umfeld erlebt. Diese Faktoren können die Selbstständigkeit, die Bewältigungsfähigkeiten und die Lebensqualität maßgeblich beeinflussen.

Soziale Unterstützung spielt eine wichtige Rolle bei der Krankheitsbewältigung. Das Vorhandensein eines unterstützenden sozialen Netzwerks, bestehend aus Familie, Freunden, Nachbarn oder Selbsthilfegruppen, kann dazu beitragen, die Belastungen der Erkrankung zu mindern und die Pflegebedürftigkeit zu verringern. Eine gute soziale Unterstützung kann den Betroffenen helfen, besser mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen, Ressourcen zu mobilisieren und die Lebensqualität zu verbessern.

Darüber hinaus spielt die Wohnsituation eine entscheidende Rolle bei der Krankheitsbewältigung. Eine barrierefreie Wohnumgebung, die den individuellen Bedürfnissen und Einschränkungen angepasst ist, kann die Selbstständigkeit fördern und das Risiko von Stürzen und Verletzungen verringern. Eine geeignete Wohnsituation, in der die notwendigen Hilfsmittel und Anpassungen vorhanden sind, kann die Pflegebedürftigkeit reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.

Bei der Einstufung in den Pflegegrad ist es wichtig, die Auswirkungen dieser sozialen und Umweltfaktoren angemessen zu berücksichtigen. Die Gutachter sollten die individuellen Lebensumstände, das soziale Umfeld und die Wohnsituation der Betroffenen in ihre Bewertung einbeziehen, um eine umfassende Einschätzung des Pflegebedarfs vorzunehmen.

4. Besondere Herausforderungen in der Pflege von chronisch erkrankten Menschen

Die Pflege von chronisch erkrankten Menschen stellt spezifische Herausforderungen dar, die über die allgemeinen Pflegebedürfnisse hinausgehen.

Hier sind einige der besonderen Herausforderungen zu beachten:

4.1 Komplexität der Krankheitsbewältigung

Chronische Erkrankungen erfordern in der Regel eine langfristige und kontinuierliche Krankheitsbewältigung. Die Betroffenen müssen möglicherweise Medikamente einnehmen, Therapien durchführen, spezielle Diäten einhalten oder bestimmte Verhaltensänderungen vornehmen. Die Pflegepersonen müssen in der Lage sein, die Betroffenen bei der Bewältigung dieser komplexen Aufgaben zu unterstützen und sie in ihrem Krankheitsmanagement zu begleiten.

4.2 Langfristige Betreuungsbedürfnisse

Im Gegensatz zu akuten Erkrankungen, bei denen die Pflegebedürftigkeit möglicherweise nur vorübergehend besteht, haben chronisch erkrankte Menschen oft langfristige Betreuungsbedürfnisse. Die Pflegepersonen müssen in der Lage sein, eine langfristige und kontinuierliche Unterstützung zu bieten, die sich an die Veränderungen im Krankheitsverlauf anpasst. Dies erfordert nicht nur physische, sondern auch emotionale und psychosoziale Ressourcen. Alles über die Anzeichen einer Überlastung durch die Pflege haben wir HIER gesammelt.

4.3 Multimorbidität und Koordination unterschiedlicher Behandlungspläne

Chronisch erkrankte Menschen haben oft mehrere gleichzeitig auftretende Erkrankungen, was als Multimorbidität bezeichnet wird. Diese Multimorbidität kann die Pflege und Betreuung komplexer machen, da verschiedene Behandlungspläne, Medikamente und Therapien koordiniert werden müssen. Die Pflegepersonen müssen in der Lage sein, die verschiedenen Aspekte der Gesundheitsversorgung zu integrieren und sicherzustellen, dass die Behandlungen effektiv und ohne Konflikte miteinander durchgeführt werden.

4.4 Psychosoziale Unterstützung und emotionaler Umgang

Chronische Erkrankungen können eine erhebliche psychosoziale Belastung mit sich bringen. Die Betroffenen können mit Ängsten, Depressionen, sozialer Isolation oder einem veränderten Selbstbild konfrontiert sein. Die Pflegepersonen müssen in der Lage sein, psychosoziale Unterstützung anzubieten, mit den emotionalen Herausforderungen umzugehen und die Betroffenen bei der Bewältigung ihrer psychischen Belastungen zu unterstützen.

4.5 Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Präferenzen

Chronisch erkrankte Menschen haben individuelle Bedürfnisse und Präferenzen, die bei der Pflege berücksichtigt werden sollten. Jeder Mensch hat unterschiedliche Vorlieben, Gewohnheiten und Lebensziele, die in die Pflege integriert werden sollten. Die Pflegepersonen sollten sensibel auf diese individuellen Bedürfnisse eingehen und die Pflege entsprechend anpassen, um die Autonomie und Lebensqualität der Betroffenen zu unterstützen.

Um diesen besonderen Herausforderungen gerecht zu werden, ist es wichtig, dass Pflegepersonen über eine angemessene Ausbildung, Fachkenntnisse und Unterstützung verfügen. Eine kontinuierliche Weiterbildung und der Zugang zu Ressourcen wie Beratung, Supervision und Unterstützungsangeboten sind von großer Bedeutung, um die Pflegequalität zu gewährleisten und die Belastungen für die Pflegepersonen zu reduzieren.

Zusätzlich sollten auch die Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen berücksichtigt werden, da sie oft eine zentrale Rolle in der Pflege von chronisch erkrankten Menschen spielen. Die Bereitstellung von Entlastungsangeboten, psychosozialer Unterstützung und respektvoller Kommunikation kann dazu beitragen, die Pflegepersonen zu unterstützen und ihre eigene Gesundheit und Lebensqualität zu erhalten.

5. Unterstützungsangebote für Betroffene und Angehörige

Für chronisch erkrankte Menschen und ihre pflegenden Angehörigen stehen verschiedene Unterstützungsangebote zur Verfügung, um ihnen bei der Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit der Erkrankung zu helfen.

Hier sind einige wichtige Unterstützungsangebote zu beachten:

5.1 Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen

Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen bieten eine wertvolle Quelle der Unterstützung, Informationen und Austauschmöglichkeiten für chronisch erkrankte Menschen und ihre Angehörigen. In Beratungsstellen können professionelle Berater helfen, Fragen zu Krankheitsmanagement, Pflegemöglichkeiten, finanzieller Unterstützung und psychosozialen Belastungen zu beantworten. Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, Erfahrungen zu teilen und emotionale Unterstützung zu erhalten.

Hier sind einige Beispiele für Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für chronisch erkrankte Menschen und ihre Angehörigen:

  • Deutsche Rheuma-Liga: Die Deutsche Rheuma-Liga bietet Informationen, Beratung und Unterstützung für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen und ihre Angehörigen. Sie verfügt über eine Vielzahl von regionalen Ansprechpartnern und Selbsthilfegruppen.
  • Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft bietet Informationen, Beratung und Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Sie verfügt über regionale Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen.
  • Deutsche Krebsgesellschaft: Die Deutsche Krebsgesellschaft bietet umfassende Informationen, Beratung und Unterstützung für Menschen mit Krebserkrankungen und ihre Angehörigen. Sie verfügt über regionale Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Online-Foren.
  • Deutsche Schmerzgesellschaft: Die Deutsche Schmerzgesellschaft bietet Informationen, Beratung und Unterstützung für Menschen mit chronischen Schmerzen und ihre Angehörigen. Sie verfügt über eine Liste von regionalen Schmerzambulanzen und Selbsthilfegruppen.
  • Deutsche Depressionshilfe: Die Deutsche Depressionshilfe bietet umfassende Informationen, Beratung und Unterstützung für Menschen mit Depressionen und ihre Angehörigen. Sie bietet auch einen Selbsthilfekompass, der Selbsthilfegruppen in der Nähe auflistet.

5.2 Entlastungsangebote

Entlastungsangebote können den pflegenden Angehörigen helfen, eine Auszeit zu nehmen und ihre eigene Gesundheit zu fördern. Dazu gehören beispielsweise die Inanspruchnahme von Kurzzeitpflegeeinrichtungen, Tagespflegeeinrichtungen oder die Organisation von ambulanten Pflegediensten, die zeitweise die Pflege übernehmen. Diese Entlastungsangebote ermöglichen es den pflegenden Angehörigen, Zeit für sich selbst zu haben, sich zu erholen und ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Erfahre mehr über die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.

5.3 Finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten

Chronisch erkrankte Menschen und ihre Angehörigen haben Anspruch auf verschiedene finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten. Dazu gehören Leistungen der Pflegeversicherung wie Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder teilstationäre Pflege. Es gibt auch andere finanzielle Leistungen wie beispielsweise das sogenannte "Persönliche Budget", das es ermöglicht, individuelle Hilfen selbst zu organisieren und in Anspruch zu nehmen. Zudem können steuerliche Entlastungen oder Sozialleistungen wie das Wohngeld in Betracht gezogen werden. Eine Beratung durch spezialisierte Stellen wie die Pflegekassen, Sozialämter oder Sozialberater kann dabei helfen, die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten zu verstehen und die finanzielle Entlastung zu optimieren.

Zusätzlich zu diesen spezifischen Unterstützungsangeboten ist es wichtig, dass chronisch erkrankte Menschen und ihre Angehörigen auch eine ganzheitliche Betreuung erhalten. Dies umfasst die Koordination der medizinischen Versorgung, den Zugang zu Therapien und Rehabilitation, die psychosoziale Unterstützung sowie die Förderung von gesunder Lebensweise und Präventionsmaßnahmen.

Die Zusammenarbeit mit einem interdisziplinären Team, bestehend aus Ärzten, Pflegefachkräften, Therapeuten, Sozialarbeitern und anderen Fachkräften, kann dazu beitragen, eine umfassende Unterstützung zu gewährleisten und die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen der Betroffenen zu berücksichtigen.

6. Fazit

Die Einstufung des Pflegegrads bei chronischen Erkrankungen ist eine komplexe Aufgabe, die die individuellen Bedürfnisse und Einschränkungen angemessen berücksichtigen sollte. Die Pflege von chronisch erkrankten Menschen erfordert ein hohes Maß an Fachwissen, Geduld und Empathie. Es ist wichtig, dass Betroffene und ihre Angehörigen über die vorhandenen Unterstützungsangebote informiert werden, um ihre Pflegesituation zu verbessern und die Lebensqualität zu erhalten.

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