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Diagnose Demenz Erkrankung

Erkennung und Umgang mit der psychischen Krankheit

Lesedauer: 16 Minuten
Autor: Ella Rohrhirsch
Erstellt: 3.4.2023

Die Diagnose Demenz stellt sowohl Betroffene als auch ihre Familien vor eine große Herausforderung. Eine frühe Erkennung und Diagnostik dieser Erkrankung ist besonders wichtig, da so schon früh mit einer Behandlung begonnen werden kann, um die Leistungsfähigkeit des Demenzerkrankten möglichst lang erhalten zu können. Deshalb erfährst du hier, welche Warnsignale auf eine mögliche Erkrankung hindeuten können, wie eine Diagnose abläuft, welche Möglichkeiten der Behandlung es für den Erkrankten gibt und wie pflegende Angehörige unterstützt und entlastet werden können.

1. Was ist eine Demenz?

Demenz ist keine spezifische Erkrankung, sondern beschreibt eine Vielfalt an Symptomen, die zu einer Verschlechterung des geistigen Zustands und der Verhaltensstörung einer Person führen, sodass das alleinige Bewerkstelligen des Alltags für die betroffene Person nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich ist.

Treten Symptome wie eine Störung des Kurzzeitgedächtnisses, Nachlassen der Konzentration, Probleme bei der zeitlichen beziehungsweise örtlichen Orientierung oder starke Stimmungsschwankungen sowie Angst, Unruhe oder eine Depression häufig und über eine längere Zeit auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Jedoch darf eine Demenz nicht als eine reine Gedächtnisstörung verstanden werden, denn es können zum Beispiel auch die Aufmerksamkeit, Sprache, Auffassungsgabe und Denkvermögen der erkrankten Person betroffen sein. Üblicherweise verschlechtern sich die Symptome mit dem zeitlichen Fortschreiten und beeinträchtigen zunehmend Wahrnehmung, Verhalten und Erleben des Betroffenen.

2. Die Diagnose von Demenz

2.1 Warnsignale von Demenz

Meist beginnt eine Demenzerkrankung schleichend und Verhaltensauffälligkeiten werden erst rückblickend als Symptome einer Demenz wahrgenommen. Eine frühe Erkennung und Diagnostik der Erkrankung ist allerdings besonders wichtig, da so schon früh mit einer Behandlung begonnen werden kann, um die Leistungsfähigkeit des Demenzerkrankten möglichst lang erhalten zu können. Auch wenn es schmerzhaft und belastend sein kann: Aufgrund des Zeitdrucks ist es umso wichtiger, dass pflegende Angehörige den Verdacht einer Demenz nicht verdrängen.

Doch an welchen Warnsignalen kannst du als pflegender Angehörige eine mögliche Demenz erkennen?

Demenzerkrankte haben Schwierigkeiten,

  • sich neue Informationen zu merken
  • sich Ereignisse zu merken, die erst kürzlich passiert sind
  • sich auf einen Gedanken oder eine Sache zu konzentrieren
  • sich sowohl sprachlich als auch schriftlich auszudrücken
  • das Gesagte von anderen zu verstehen und zu deuten
  • Zusammenhänge zu erkennen
  • ihren Alltag zu organisieren
  • sich örtlich bzw. zeitlich zu orientieren
  • ihre alltäglichen, gewohnten Tätigkeiten auszuführen
  • ihr Interesse an Hobbys, Kontakten oder dem Job aufrechtzuerhalten
  • Gefahren als solche wahrzunehmen
  • Fehler wie zum Beispiel Irrtümer oder Verwechslungen zuzugeben.

Ist eine Person tatsächlich an Demenz erkrankt, ist es oft nicht einfach, sie von einem Arztbesuch zu überzeugen, da die Erkrankten vor allem im Anfangsstadium der Krankheit versuchen, die Symptome zu verbergen und zu überspielen. So passiert es nicht selten, dass sie ablehnend oder sogar aggressiv reagieren, wenn Angehörige, Freunde oder Bekannte ihnen gegenüber ihren Verdacht äußern. Sollte dies auch bei dir der Fall sein, hilft es, alle Verhaltensauffälligkeiten der Person zu dokumentieren und sich in ihrem Umfeld umzuhören, ob auch anderen Mitmenschen Anzeichen aufgefallen sind. Mithilfe dieser Liste kann der behandelnde Arzt dann bereits eine erste Diagnose stellen und das weitere Vorgehen anordnen.

2.2 Medizinische Diagnose von Demenz

Diagnostiziert wird eine Demenz in der Regel vom behandelnden Hausarzt der betroffenen Person. Oft wird hierfür dann auch ein Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie oder Nervenheilkunde miteinbezogen. Nur wenn sowohl der körperliche, als auch der psychische und der neuropsychologische Gesundheitszustand der betroffenen Person untersucht wird, kann das Demenz-Syndrom genauer zugeordnet werden und mögliche Ursachen herausgefunden und behandelt werden.

3. Sollte der Demenzerkranke die Diagnose erfahren?

Offen mit einem Demenzerkrankten über seine Diagnose zu sprechen kann vor allem dann schwierig sein, wenn der Erkrankte Symptome hartnäckig leugnet oder bereits Verständnisprobleme bestehen.

Grundsätzlich hat der Erkrankte Anspruch darauf, seine Diagnose zu erfahren. Ist dies gewünscht, sollte die Übermittlung der Diagnose und der damit einhergehenden Informationen so geschehen, dass der Patient in seinem Zustand alles verstehen kann. Je nach gesundheitlicher Verfassung kann dies ein langer und anhaltender Prozess sein. Das Mitteilen der Diagnose gibt dem Demenzerkrankten die Möglichkeit, seine Zukunft zu planen und Wichtiges, wie zum Beispiel die Frage der zu übernehmenden Pflege im Ernstfall zu regeln, solange er noch zurechnungsfähig ist und Entscheidungen treffen kann. Beim Verarbeiten der Diagnose kann für den Demenzerkrankten, ebenso wie für die pflegenden Angehörigen, eine Unterstützung durch eine psychologische Beratung oder eine Selbsthilfegruppe sinnvoll sein.

Möchte ein Erankter jedoch nicht von seiner Diagnose erfahren, kann dies in einem Gespräch mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Ein Verheimlichen der Diagnose könnte aber zu Belastungen, Ängsten und Depressionen führen.

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4. Anerkannte Pflegebedürftigkeit für Demenzerkrankte

Ein Pflegegrad gibt an, wie selbstständig eine Person in ihrem Alltag ist und entscheidet darüber, welche Unterstützung in Form von Leistungen sie von ihrer Pflegekasse bekommt.

Da sich eine Pflegebedürftigkeit je nach psychischem, geistigem und körperlichem Zustand ganz unterschiedlich äußern kann, wird in Pflegegrad 1 bis 5 unterschieden. Je schwerer die Einschränkung, desto höher der Pflegegrad. Die verschiedenen Pflegegrade gewährleisten, dass bereits für erste kleine Einschränkungen Leistungen in Anspruch genommen werden können. Bemessungsgrundlage sind die Fähigkeiten der Person und der Grad der Selbstständigkeit, mit der sie ihren Alltag bewältigen kann, zum Beispiel: Welche Fähigkeiten sind noch vorhanden? Wie selbstständig ist er mit Demenz? Wobei benötigt er Hilfe?

Sobald du den Eindruck hast, dass Hilfe bei der Bewältigung des Alltags benötigt wird, sollte ein Pflegeantrag gestellt werden. Und das am besten so früh wie möglich – also auch, wenn du dir unsicher bist, wie das Ergebnis ausfallen wird.

5. Die Behandlung von Demenz

Für die meisten Demenzerkrankungen gibt es derzeit noch keine heilende Therapie. Deshalb ist das Hauptziel der Behandlung einer Demenz, die Lebensqualität der betroffenen Patienten und auch die ihrer Angehörigen zu verbessern.

Zur medizinischen Behandlung werden Arzneimittel eingesetzt, die einem Teil der Betroffenen zu einer Verbesserung des Gedächtnisses und der Konzentrationsfähigkeit verhelfen und teilweise sogar dafür sorgen, dass das Fortschreiten dieser Symptome verzögert wird. Jedoch können sie den eigentlichen Krankheitsprozess nicht stoppen. Zusätzlich gibt es Medikamente, die den lästigen Begleitsymptomen wie zum Beispiel Unruhe, Angstzuständen oder einer Schlafstörung entgegenwirken.

Um die Lebensqualität zu verbessern, spielen neben der Medikamentengabe vor allem auch andere Therapien eine wichtige Rolle. Sie sollen darauf abzielen, den Gesundheitszustand der Betroffenen möglichst lange stabil zu halten und damit gleichzeitig auch die Lebensqualität ihrer Angehörigen zu verbessern. Der behandelnde Arzt kann zum Beispiel eine Ergotherapie, Logopädie oder Krankengymnastik verordnen, aber auch eine Musik- und Kunsttherapie, Verhaltenstherapie, Selbst-Erhaltungs-Therapie oder Erinnerungstherapie können sich positiv auf den Krankheitsverlauf einer Demenz auswirken. Alle verordneten Maßnahmen sollten immer stets auf das Wesen des Betroffenen und seine individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein.

Damit Demenzerkrankte ihren Alltag möglichst lange eigenständig oder mit Unterstützung meisten können, ist es besonders wichtig, dass sich ihr Umfeld und ihre Mitmenschen an ihre Beeinträchtigung anpassen. Dabei spielen vor allem viel Zuwendung durch nahestehende Personen und die Beschäftigung des Demenzerkrankten, um vorhandene Fähigkeit aufrechtzuerhalten, eine große Rolle.

6. Mögliche Rehabilitationsmaßnahmen

Im frühen und mittleren Stadium einer Demenz haben Erkrankte die Möglichkeit, eine Rehabilitationsmaßnahme wahrzunehmen, bei der die Anwendungen gezielt auf ihre Symptome abgestimmt werden. So kann die Erkrankung zwar nicht gestoppt oder geheilt werden, jedoch werden die erhaltenen Fähigkeiten gefördert und damit die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Erkrankten verbessert, was sich positiv auf ihre Teilhabe am sozialen Leben auswirkt.

Welche der drei Rehabilitationsformen für den Erkrankten am besten geeignet ist, hängt von seiner individuellen Verfassung ab.

  • Ambulante Rehabilitation: Die Betroffenen verbringen die Nächte zu Hause und tagsüber vier bis fünf Stunden mit unterschiedliche Therapieeinheiten in der Einrichtung. Falls die Einrichtungen keinen Fahrservice anbieten, kann der behandelnde Arzt eine entsprechende Verordnung über eine Krankenbeförderung ausstellen.
  • Stationäre Rehabilitation: Diese Rehabilitationsform ist möglich, wenn eine ambulante Reha zum Beispiel aufgrund eines Bruchs des Oberschenkelhalses ausgeschlossen ist.
  • Mobile (geriatrische) Rehabilitation: Ein Team mit Fachkräften betreut den Betroffenen zu Hause bzw. in der Pflegeeinrichtung und kann seine Angehörigen direkt miteinbeziehen. Ein Anspruch besteht jedoch nur, wenn eine ambulante oder stationäre Reha ausgeschlossen ist.

_Übrigens: Bei einer Rehabilitation für Demenzerkrankte können sich auch die pflegenden Angehörigen beteiligen und zum Beispiel Tipps für den Umgang und die Kommunikation mit den Erkrankten erhalten, Entspannungsmethoden erlernen und Beratungen wahrnehmen, wie der Alltag nach der Reha zu Hause gestaltet werden kann.

Tipps zum Umgang und der Kommunikation mit Demenzkranken findest du auch hier.

7. Rehabilitation für pflegende Angehörige

Pflegende Angehörige leiden durch die Aufgaben der Pflege, die sie tagtäglich leisten, oft unter hohen körperlichen und seelischen Belastungen und sind besonders gefährdet, ebenfalls zum Beispiel körperlich zu erkranken oder depressiv zu werden. Eine Rehabilitation ist deshalb auch für pflegende Angehörige von Demenzerkrankten sinnvoll, um Abstand vom (Pflege-)Alltag zu gewinnen und sich auf die eigene körperliche und psychische Gesundheit zu konzentrieren. Das Ziel der Rehabilitation für pflegende Angehörige ist auch, ihnen Methoden der Stressbewältigung an die Hand zu geben, Entlastungsmöglichkeiten aufzuzeigen und ihnen im Umgang mit ihrem schlechten Gewissen zu helfen.

Übrigens: Bei einer stationären Rehabilitation pflegender Angehöriger besteht Anspruch auf die Versorgung des Pflegebedürftigen, wenn er ebenfalls in der Einrichtung untergebracht ist.

In der Regel übernimmt bei berufstätigen pflegenden Angehörigen der Träger der Rentenversicherung die Rehabilitation. Ist der pflegende Angehörige nicht mehr berufstätig, besteht Anspruch auf eine medizinische Rehabilitation bei der Krankenversicherung. Eine Verordnung kann zum Beispiel durch den behandelnden Hausarzt oder im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt ausgestellt werden. Der Arzt prüft hierfür die Rehabilitationsbedürftigkeit und -fähigkeit und trägt das Urteil gemeinsam mit einer positiven Rehabilitationsprognose in das Antragsformular ein. Zusammen mit den Befundberichten des pflegenden Angehörigen wird beides dann an den Leistungsträger gesandt.

Eine weitere Möglichkeit, als pflegender Angehöriger eine Rehabilitation verordnet zu bekommen, ist das Pflegegutachten des Medizinischen Dienstes oder des Medicproofs. Bei der Begutachtung kann der jeweilige Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes oder des Medicproofs die Bewilligung einer Reha empfehlen und der Antrag muss so nicht noch einmal überprüft werden.

8. Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige

Da die Pflege eines nahestehenden Menschen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr belastend sein kann, sind Selbsthilfegruppen sinnvoll, um pflegende Angehörige zu unterstützen.

Das Ziel dieser Gruppen ist es, einen geschützten Raum für Menschen mit ähnlichen Erfahrungen zu schaffen, um sich regelmäßig über Erlebnisse, Probleme oder Bedenken austauschen zu können. Das gemeinsame Gespräch hilft dabei, sich als pflegender Angehöriger nicht mehr so allein in seiner Situation zu fühlen und gibt ihnen das Gefühl, verstanden zu werden. Gegenseitig praktische Tipps und persönliche Erfahrungen auszutauschen führt außerdem dazu, den alltäglichen Umgang mit den Demenzkranken zu vereinfachen. Oftmals werden bei Interesse oder Bedarf auch Experten wie zum Beispiel Ärzte oder Juristen zu bestimmten Terminen eingeladen, um spezifische Fragen zu beantworten.

9. Weitere Angebote für pflegende Angehörige

10. Tipps für den Umgang mit Demenzerkrankten

Das Verhältnis von pflegenden Angehörigen und Demenzerkrankten zueinander kann sehr verschieden sein. So übernehmen zum Beispiel ältere Ehepartner, Kinder oder Schwiegertöchter/-söhne die Pflege, während sie „nebenbei” auch noch einen eigenen Alltag mit Job und Familie zu bewerkstelligen haben. Dazu kommt auch, dass sich sowohl Demenzerkrankte als auch pflegende Angehörige je nach Tagesform und Tageszeit in unterschiedlichen Situationen und Gemütszuständen befinden. Angesichts der unterschiedlichen Ausgangslagen gibt es daher keine allgemeingültigen Tipps, die für jeden und jede Pflegesituation funktionieren.

Folgende Tipps haben sich jedoch in der Praxis bewährt:

  • Die Demenz annehmen statt sie zu verleugnen
  • Wissen über Demenz anlesen
  • Sich auf den möglichen Krankheitsverlauf vorbereiten
  • Den Erkrankten versuchen zu verstehen, in dem man in seine Welt „eintaucht”
  • Das eigene Verhalten, zum Beispiel das Sprechen oder den Tagesablauf, an den Erkrankten anpassen
  • Äußere Lebensbedingungen, z.B. Sicherung von gefährlichen Geräten oder Anschaffen einer Nachtbeleuchtung, anpassen
  • Notizen schreiben und ggf. als Hilfe aufkleben
  • Das Verhalten des Erkrankten nicht persönlich nehmen
  • Den Erkrankten nicht auf seine Fehler hinweisen
  • Überforderung des Erkrankten z.B. durch Gehirntraining vermeiden
  • Vorhandene Fähigkeiten des Erkrankten erhalten
  • Biografische Erinnerung z.B. durch das Anschauen von Fotos erhalten
  • Den Erkrankten in Alltagstätigkeiten einbeziehen
  • An gewohnte Handlungsmuster anknüpfen und Änderungen langsam einführen
  • Feste Zeiten z.B. für Essen, Schlafen oder Beschäftigung festlegen
  • Sich um die eigene Entlastung kümmern

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